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Hallo Jenna,
deinem Bericht zufolge, gehe ich davon aus, dass du noch NIE vor dieser Entscheidung gestanden bist.
Als unsere Madame eingeschläfert wurde hatte sie bereits 3 Tage gelitten. Hier die ganze Geschichte, damit du weisst, wie wir uns gefühlt haben.
Es war Mittwoch mittag vor 4 Jahren und ich muss jetzt wieder weinen, wenn ich dran denke. Sie lag wie immer friedlich schlafend vor dem Haus. Kurz vor 12 Uhr wollten wir sie zum Essen hereinrufen, doch sie war weg! Also suchten wir sie im Garten, bei den Nachbarn und dann im Haus. Trotz unseres Rufens keine Antwort und kein Hund! Nach ca. einer halben Stunde fand ich sie unter der Kaminbank im Wohnzimmer zusammengekauert. Sie konnte nicht mehr laufen und schaute mich nur traurig an. Wir fuhren sofort zu unserem TA. Dieser stellte fest, dass sich direkt an der Wirbelsäule ein Tumor verschoben haben musste, so dass er auf die Nervenstränge drückte. Man konnte ihn deutlich sehen, doch am Vormittag war der noch nicht da! Nach eingehender Untersuchung und Beratung entschlossen wir uns zu einer Morphiumspritze. Wir hatten alle die Hoffnung, dass sich der Tumor wiederzurückdreht und die Nerven freigibt. Aufgrund ihres Alters und der Lage des Tumors war eine Operation zu risikoreich.
Sie schlief die Nacht über ruhig und schleppte sich sogar in den Garten hinaus, um ihr Geschäft zu erledigen. Am Donnerstag mittag (Allerheiligen) hatte sich noch keine Besserung gezeigt. Sie schlief fast den ganzen Tag. Gegen Abend schleppte sie sich sehr schwerfällig in den Garten und kam nicht mehr rein. Es war stockdunkel und wir fingen wieder an sie zu suchen. Trotz unseres Rufens gab sie wieder keinen Laut von sich. Endlich fanden wir sie: sie hatte sich unter unsere grosse Kiefer zum Sterben gelegt. Wir trugen sie jedoch ins Haus zurück. Am nächsten Morgen verabschiedete sie sich von uns allen *schluchz! Sie lief keinen Schritt mehr und zitterte am ganzen Körper. Sie hatte extreme Schmerzen, da die Morphiumspritze ja nicht mehr wirkte. Da haben wir uns dann entschlossen, dass sie vom TA erlöst werden darf. Wir konnten einfach nicht da sitzen und zusehen, wie sie sich weiterhin quälte. Sie hatte sonst Angst vor dem TA-Besuch. Doch an diesem Tag hat sie es selbst als Erlösung angesehen.
Vielleicht bekommst du jetzt einen kleinen Einblick, wie man sich fühlt, wenn man diesen Schritt tut bzw. tun muss.
Corry, der während dem Schreiben immer noch die Tränen kommen, obwohl es jetzt bald 5 Jahre her ist!
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