|
|
Hi Bine,
also nach dem Foto hätte ich ja auf alles getipt, aber Aidi?? Im BLV-Lexikon war er auch fast unerkennbar. In MA gibt es keine Fellpflege, also sehen die Zottelhunde total anders aus. Der Vergleich mit dem Border Collie ist nach meinen Beobachtungen unangebracht. Es sind eher HSH. Sehr wachsam, unbestechliche Wächter ohne jede Ausbildung, aber auch stur. Sie sollten nur mit liebevoller Konsequenz erzogen werden, bei harter Behandlung baut sich sehr starker Widerstand auf. Seit 20 Jahren bereise ich MA und habe Kontakt zu einigen halbwilden Rudeln. Ohne jede medizinische Versorgung und sichtlich mangelernährt wurde ein mir bekannter Rüde mindestens 7 Jahre. Die Tiere sind sehr treu, aber auch scheu (wahrscheinlich durch die menschliche Behandlung). Mein "Plüschi" wurde mir 1989 als etwa 4-monatiger Welpe von seiner Mutter gebracht (das Rudel lebt etwa 500m von einem unserer Wildcampplätze entfernt). Fast wäre er mein erster Hund geworden Allerdings war er so scheu, daß ich ihn nicht anfassen konnte (wer hatte mehr Angst: er oder ich ? ;-)) Er blieb 5 Tage überwiegend bei uns, die Eltern schauten täglich vorbei. Da wir jedes Jahr dort waren, kam er immer, sobald er unser Auto hörte. Waren wir schon im Bett forderte er lautstark sein Willkommensessen :-))). Er blieb immer bei uns. Wenn wir uns unterwegs auf einer Piste begegneten, lief er zu unserem Lagerplatz und erwartete uns dort. Sein Rudel ( er wurde als Erwachsener der Alpha) kam auch immer zur Nahrungsaufnahme vorbei, ebenfalls das Rudel der benachbarten Hirtenfamilie. Gleiche Rasse, unterschiedliche Haltungsbedingungen durch die Hirten = unterschiedliches Sozialverhalten. Als ich 1996 meinen Welpen mitbrachte, war Plüschi gleich der gütige Papa. Sein Rudel hatte auch einen Welpen, und so tobten die beiden zwischen den dösenden Alttieren. Ein Hundeparadies. Ende 1999 kam Plüschi leider nicht mehr, aber der inzwischen große Welpe.
Im Ostatlas werden die Hunde mehr als Schutzhunde gehalten. Eine Ausbildung zum Hüten und Treiben findet nicht statt, die Bevölkerung lebt oft halbnomadisch. Im Westatlas bei der seßhaften Bevölkerung konnte ich Aidis beobachten, die scheinbar eine wirklich gute Ausbildung haben. Hund treibt Herde über Baumstammbrücke und geht selbst als letzter etc. Vielleicht daher der Border-Vergleich. Vom Wesen her ist der Aidi sehr viel verteidigungsbereiter und mutiger. Auch die Arbeitsfreude ist anders ausgeprägt.
Wenn ich richtig informiert bin, wurde der Aidi-FCI-STandard 1996 festgelegt. Damals hatte ich meinen ersten Hund in MA aufgelesen. Der TA im Süden, der 4 Jahre in der Sloughi-Zucht in Marrakech gearbeitet hatte, sagte mir, ein Elternteil sei Sloughi. In Rabat sagte der TA, es sei ein Chien de l'Atlas. Für mich war sie ein "reinrassiger Slaidi".
Die kupierten Ohren sind korrekt. Die Leute meinen, dem Hund die abgeschnittenen Ohren zu Fressen zu geben, mache ihn besonders griffig. Im Gespräch mit einer Hirtenfamilie sagte man mir, man mache es wegen der Zecken. Ich unterhielt mich mit dem Hirtenjungen und bat ihn, bei dem aktuellem Welpen die Ohren dran zu lassen und stattdessen abends die Ohren nach Parasiten zu durchsuchen. Im Alter von 3 Jahren hatte der Hund noch immer komplette Ohren .-)))) Solche Aktionen laufen natürlich nur, wenn man als Tourist in der Region seit Jahren bekannt ist und ein wenig die Landessprache spricht.
Meine erste war wohl zu etwa 30% Aidi. Imara hat wohl ein paar Tröpfchen mehr vom Aidi-Blut. Wir leben in der Großstadt, was ja eigentlich nichts für diese Rasse sein soll. Mit Liebe und Geduld ist aber bei diesen Tieren fast alles möglich, nur nicht ein Abschalten der Wachsamkeit. Da muß man dann eben die Reaktionen in die richtigen Bahnen leiten.
Die Wesensbschreibung stimmt soweit, aber was ist Charakterstärke? Wesensfestigkeit? Dann unbedingt ja.
Liebe Grüße
Barbara + Imara
|
