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Hallo Silvia und Sabine!
Ich möchte in Sachen Schutzdienst einiges erklären, da offenbar von vielen der Schutzdienst falsch gesehen wird. Eine Ausbildung im Schutzdienst, nur über Beute oder nur über Wehrarbeit ist ohne Starkzwang nicht möglich. Eine vernünftige Paarung aus Wehr- und Beutearbeit ist der einzige Weg einen ausgeglichenen, kontrollierbaren Hund ohne Gewalt zu Erziehen. Reine Beutearbeit erzeugt mit der Zeit eine Abstumpfung im Hund, gegenüber Beutereize, daraus folgert das die Beutearbeit des Helfers und die des Schutzarmes mehr und mehr gesteigert werden müßen, um den Hund zum Beissen zu stimmullieren, oder das gegenteil, der Hund mit überdrehtem Beutetrieb ist nicht mehr Führig da er nur noch den Schutzarm sieht, oder dem sich bewegenden Helfer in irgendein, sich bewegendes Körperteil beisst (Beute). Diese übertriebenen Beutereize fehlen in der Prüfung dem Hund und er beisst schlecht oder garnicht. Nach einer misslungenen Prüfung wurde dem Hund die fehlende Agression durch das Stachelhalsband o.ä. vermittelt.
Helfer = Schmerz = Wut. Da reine Beutearbeit, in verbindung mit Gewalt, bis vor einigen Jahren, zum Teil auch von ewig gestrigen noch Heute, betrieben wird, ist glücklicherweise auf dem absterbenden Ast. Wehrarbeit im Schutzdienst hat nichts mit Gewalt dem Hund gegenüber zu tun. Wehrarbeit im Schutzdienst heist, dem Hund durch die Ausstrahlung des Helfers (Körperhaltung, Drohgebährden, Augenkontakt...) begreiflich zu machen: Ich bin ein potenzieller Feind (auch vor 50 Jahren sah ein Hund das nicht anders, nur die Besitzer und Ausbilder sahen es falsch). Das darauf im Hund gesteigerte Wehrverhalten wird, zum richtigen Zeitpunkt, in die Beute (Schutzarm) kanalisiert. Der Wehrtrieb eines Hundes dient der Selbsterhaltung und ist immer abrufbar, der Beutetrieb hingegen unterliegt nach nichtauflösung einer Ermüdung und der Hund gibt auf. Eine Gewaltfreie Ausbildung zum Schutzhhund kann daher nur aus einer dem jeweiligen Hund angepassten Mischung aus Wehr und Beutearbeit funktionieren. Stell dich beim nächsten Schutzdienst in die nähe des Verbellversteckes und beobachte den Helfer und nicht nur den Hund, ein guter Helfer bannt den Hund nur durch Körpersprache und nicht mit Schlägen, Tritten, Stock oder was es sonst noch gibt. Hunde die nur über Wehrtrieb gearbeitet werden sind nach kurzer Zeit nur noch Aggressiv und für eine Prüfung nicht mehr zu gebrauchen. Der Hund ist nicht an der Beute interessiert, sondern will den Feind in die Flucht schlagen, im äußersten Fall Töten ( reines Wehren ist nicht mit Beute gekoppelt, sondern dient dem überleben). Gebrauchshunde wurden nie, nur über Wehrtrieb ausgebildet, sondern oft über Gewalt und Schmerz, das als Wehrtrieb deklariert wurde. Ich bin auch ein Helfer der beides kennengelernt hat und angewidert mit dem Schutzdienst Schluss machen wollte, durch Helfertagungen bin ich auf eine andere Art des Schutzdienstes Aufmerksam gemacht worden und habe diese Wehr und Beutebezogene Ausbildung gelernt. Die Hunde auf unserem Platz machen mit mir zum ersten mal Schutzdienst wenn sie Erwachsen sind und ein gewisses Maß an Wehrtrieb mir gegenüber durchhalten. Wie schon gesagt, Wehrtrieb hat nichts mit körperlicher Gewalt zu tun sondern mit dem Selbstbewußtsein des Hundes. Die Beute aufbauarbeit macht nur der Besitzer und nicht der Helfer. Das aber schon im Welpenalter und zwar richtig Dosiert. So ausgebildete Hunde lernen sehr schnell, zuerst gehorchen dann beissen. Sie sind weder überdreht noch Schlafsäcke, beissen sehr gut und sind führig. Diese Art der Ausbildung wird auch nicht nach Außerhalb des Platzes vom Hund übertragen, er ist so konditioniert, das er das beissen nur in Verbindung mit dem Schutzarm, dem Helfer und den Platz verknüpft. Ich spiele auch direkt nach dem Schutzdienst mit den Hunden auf dem Platz, dadurch lernen sie gleichzeitig nur der drohende Helfer ist eine mögliche Gefahr. Auch während des Schutzdienstes kann ich mich mit dem Hundeführer unterhalten ohne das der Hund am Rad dreht. Das ist bei reiner Beute oder Wehrarbeit nicht möglich.
Ich hoffe mein Schreiben regt zum Nachdenken über die moderne Art der Schutzdienstausbildung an. Selbstverständlich muß erwähnt werden das zum Schutzhund auch die Fährte und die Unterordnung gehört, diese 3 Abteilungen machen erst einen Schutzhund aus.
Mfg Johannes
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