|
Hallo!
Nachdem ich jetzt einige postings gelesen habe (so bei 50 habe ich aufgehört), will ich jetzt doch auch mal meinen "Senf" dazu geben:
Zum einen ist mir aufgefallen, dass ihr euch in Bezug auf die Definition von "Gewalt" nicht ganz einig seid - für manche ist ein Klaps keine Gewalt, für andere schon - aber dass für euch alle Gewalt immer nur physische Gewalt ist. Das ist, meiner Meinung nach, eine recht engstirnige und ungenaue Definition. Letztendlich gehören zur Definition von Gewalt alle Zwangsmaßnahmen, die man benutzt, um beim Gegenüber eine bestimmte Reaktion zu erreichen. Dazu zählen drohende Gesten, lautes Geschrei oder ein drohendes Knurren ebenso wie Schlagen.
Letztendlich ist selbst der hier so viel zitierte Alphawurf eine Art von Gewaltanwendung: mein Hund unterwirft sich nämlich hier offensichtlich nicht von selbst, sonst bräuchte ich keinen Alphawurf. Er wird von mir zu Boden gerissen und seine Gegenwehr durch einen Griff an die Kehle (Androhung des Kehlbisses!!!) im Keim erstickt! Ich stimme euch zu, dass der Alphawurf eine sehr hundegerechte Art der Unterwerfung darstellt, die sehr wirkungsvoll ist, weil der Hund sie eindeutig ung gut versteht - dennoch ist sie eine Gewaltanwendung.
Auch wenn ich meinen Hund anknurre - auch das sehr hundegerecht und wirkungsvoll - drohe ich ihm auf Hundeart Gewalt an.
Bevor jetzt alle wieder aufschreien: Ich bin in keinster Weise gegen diese Maßnahmen, um die Ordnung im Rudel wieder herzustellen, im Gegenteil. Ich finde nur die Schwarz-Weiß-Seherei einiger im Forum etwas unpassend. Wenn ich meinen Hund erziehe und ihm einen Platz im Rudel zuweise, dann geht es nicht ohne Gewalt. Irgendwann komme ich immer an den Punkt, wo ich Erziehung auch gegen den Willen meines Hundes durchsetzen muss. Ich denke ihr kennt alle solche Situationen.
Das ist ja auch alles gut und richtig. Im Wolfsrudel geht es auch ganz schön zur Sache, wenn ein erwachsenes Tier sich nicht an die Ordnung im Rudel hält. Und wer einmal gesehen hat, wie Rangordnungskämpfe aussehen, der wieß, wovon ich rede: da wird gestoßen und gezwickt, gerempelt und gedroht. Das läuft normalerweise alles ohne Verletzungen ab, aber keinesfalls läuft es schmerzfrei ab!!!
Auch bei der Hundeerziehung müssen wir bisweilen Gewalt anweden, um elementare Ordung herzustellen oder zu sichern. Wenn ein Hund knurrt oder schnappt ist der Alphawurf eine gute und sichere Sache. Bei kleineren Verstößen wäre er sicher fehl am Platze: im Rudel wird auch erst mal genurrt oder gekniffen...
Normalerweise sollten wir mit schimpfen (am ehesten dem Knurren verwandt?) auskommen. Aber zwischen schimpfen/knurren und Alphawurf/totaler Unterwerfung liegt unter Hunden ein breites Spektrum der "Erziehungsmaßnahmen".
Ich bin in keinster Weise dafür, den Hund zu schlagen aber ein bisschen differenzierter sollte man die Sache schon sehen. Ich komme in aller Regel mit meiner Stimme aus, aber die beinhaltet oft auch eine durchaus spürbare Drohung! Mein Herr Hund weiß ganz genau, wann mit mir "nicht gut Kirschen essen ist".
Wo das nicht hilft, wird er auch schon mal äußerst unsanft am Kragen gepackt und geschimpft (nein, nicht geschüttelt...). Oder es erfolgt eine Erinnerung, dass ein Kommando ernst gemeint ist, indem ich ihm mit dem Zeigefinger auf die Nase stupse oder er bekommt einen Rempler mit dem Knie ans Hinterteil. Bei ernsteren Sachen (Bsp.: Hund pöbelt an der Leine ein Kind dermaßen an, dass das Kind zu Tode erschrickt) ist durchaus auch ein deutlicher Ruck an der Leine drin. Den Alphawurf hat er auch schon zweimal kennengelernt. Ich übe also "Gewalt" aus bei der Erziehung meines Hundes aber ohne sinnlose Brutalität!!!
Man muss bei der Erziehung immer im Blick behalten, was für einen Hund man vor sich hat (es gibt Hunde, die erschreckt schon ein lautes Wort und welche, die drehen sich dafür nicht mal um...) und ob die Strafe für den Hund nachvollziehbar bleibt.
Gruß Tanja
|