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Hallo Anja,
zunächst einmal die Frage, warum richtig??? Richtig im Sinne von ungefährlich??? Im Bezug auf die Hundeverordnung?? Oder so generell "richtig"??? Gut, fangen wir mal von vorne an (obwohl wir uns ja schon im Chat drüber unterhalten haben):
Gut gemachter Schutzdienst (oder Schutzhundesport... der Begriff paßt besser) ist für einen dafür geeigneten Hund meiner Meinung nach das Beste was man machen kann. Der Hund wir in ALLEN Triebbereichen ausgelastet (in welcher anderen Hundesportart ist das schon der Fall??), lernt den Gehorsam unter starker Ablenkung und wird körperlich und geistig gefordert. Man sollte den Sport-Schutzdienst nicht mit der Schutzhundeausbildung bei der Polizei oder beim Wachdienst verwechseln. Die Sporthundeausbildung ist keine Ausbildung GEGEN den Menschen, das ist auch in jeder Hundeverordnung so niedergeschrieben. Im Vordergrund steht der Beißarm, um den der Hund mit dem Helfer "kämpft". Das ist vergleichbar mit jedem Zerrspiel um ein Küchenhandtuch. Hierbei kann der Hund sein gesamtes Repertoire, was ihm von der Natur gegeben ist, ausspielen: Wehrverhalten, Aggression, Dominanz. Alles natürlich nicht GEGEN den Menschen, sondern in einem ritualisierten "Kampf" um die Beute. Bei den Diensthunden sieht das dann schon anders aus: Ihnen wird sehr wohl beigebracht den MENSCHEN zu beißen, nicht den Beißarm. So eine Ausbildung hat auch in Privathand nichts verloren. Für einen Laien sieht der Sportschutzdienst und der Schutzdienst bei den Diensthunden ähnlich aus, für die Hunde sind das aber zwei völlig unterschiedliche Dinge. Das kann und darf man nicht in einen Topf werfen.
Ideal für die Schutzhundeausbildung ist ein junger, selbstsicherer Hund mit guten, trieblichen Voraussetzungen, aus einer HD-freien Linie mit guten Elterntieren aus einer Leistungszucht. Das ist das Idealbild und solche Hunde sind auch verhältnismäßig leicht von fast jedem Helfer mehr oder weniger gut auszubilden. Wenn diese Voraussetzungen da sind, und die Ausbildung nicht völlig daneben ist, dann ist ein plötzliches umschlagen der Hunde in die Aggression oder die Unkontrollierbareit fast ausgeschlossen. Diese Hunde sind dann "klar im Kopf".
Wie ich aber aus Deinen Erzählungen entnehme ist Deine Hündin sehr unsicher. Und hier beginnt das Problem: man KANN zwar bei einem unsicheren Hund über den Schutzdienst das Selbstbewußtsein fördern, ABER der Helfer muß dann schon sein Handwerk verstehen und sehr kompetent und einfühlsam sein. Er muß unendliche Geduld haben, sehr gut auf die Hunde eingehen können und in keiner Weise bedrohend oder "kantig" auf die Hunde wirken. Es reicht also nicht, wenn er die Hunde trieblich hochdreht und mit dem Trieb das unsichere Verhalten "überspielt", er muß auch Vertrauen geben können und die Hunde sozial absichern. Kann er das nicht, und der Hund arbeitet in hohen Triebbereichen, kann aus der Unsicherheit sehr schnell Aggression werden. Und das ist dann ein Effekt, den wir ja nun gar nicht wollen. Der Hund lernt also, bei Konfliktsituationen die "Flucht nach vorn" anzutreten. Er wird also zum gefürchteten "Angstbeißer". Wie gesagt, das KANN passieren, wenn der Helfer nicht einfühlsam genug ist und die Hunde zu sehr nach Schema F arbeitet. Ich kenne Deinen Hund leider nicht, kann also nicht sagen inwiefern sie unsicher ist und ob es Sinn macht eine Schutzhundeausbildung zu beginnen.
Deine Bedenken, ob Deine Hündin durch den Schutzdienst irgenwie aggressiv gegenüber Artgenossen wird kann ich aus der Welt schaffen... ich kenne keine Hunde, bei denen sich das so entwickelt hat. Wie gesagt, voraussetzung ist immer gute gemachter Schutzdienst... und einen Helfer zu finden, der gut arbeitet, ist nicht immer leicht. Ich wünsche Dir trotzdem viel Glück dabei!!!!
Viele Grüße
Sören
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