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02.02.01 -- Volker B.

RE: Hundemachtkämpfe














Hallo, Mary!

Sag mal, fletschst Du bei der morgentlichen Zahnpflege so furchterregend Dein Gebiß, daß Du an blutige Hundekämpfe denken mußt? ;-)

Spaß beiseite. Gegen die 1000 Jahre Erfahrung mit Raufereien der anderen SchreiberInnen kann ich an. In meiner Helferzeit bei den Doggenzüchtern konnte ich nie solche Situationen beobachten, da sich die Hunde nur auf dem eigenen Gelände aufhielten, und selbst dort alle Hunde, die sich nicht ganz grün waren, sorgsam von einander getrennt gehalten wurden.

Und mit Timo habe ich noch nicht so furchtbar viele Rangeleien erlebt. Alles in allem vielleicht 8 Mal. Und bei diesen war noch keine, in deren Verlauf ich das Gefühl hatte, daß es »ernst« wird, oder nach der bei Timo Verletzungen zu sehen gewesen wären.

Trotzdem hat es ja schon verschiedene Rangeleien gegeben. Und bei denen habe ich seit dem 1. Zwischenfall beobachten können, das die Kontrahenten sehr schnell diese wilde Entschlossenheit verlieren, wenn man sich von ihnen abwendet und zusätzlich selbst so gut es geht ruhig bleibt - nicht nur in der Stimme, sondern im ganzen Ausdruck.

Ganz konkret heißt das: wenn Timo angeleint von einem freilaufenden Hund angefallen wird (der Regelfall) bleibe ich ruhig stehen und beobachte einen Moment, wie sich die Hunde zu bewegen beginnen. Behaupten sie ihre Plätze, an denen sie sich treffen, oder beginnen sie um einander zu laufen, um ihre Position für den Angriff zu verbessern.

Wenn sie ihre Plätze behaupten, d. h. die Vorderläufe in die Luft heben - alles, was ich nun beschreibe, natürlich begleiten von furchterregendem Gejaule, Geknurre und Gebell - oder angedeutet mit dem Fang nach vorn stoßen, aber nicht wirklich zupacken, etc. dann warte ich, solange Timo noch nicht stramm am Ende der Leine steht noch ruhig ab, bleibe stehen, sage nichts. Hängt er schon in der Leine lasse auch hier los, beobachte aber stillstehend weiter.

Der etwas ernstere Ablauf, bei dem die Hunde sich mehr oder weniger um einander bewegen, um sich in die Flanke, die Hinterläufe, oder das Genick fassen zu können, was der jeweils andere zu verhindern versucht, ist für mich bisher immer das Zeichen die Leine fallen zu lassen und mich zügig vom Ort des Geschehens zu entfernen. Wenn ich 20 bis 25 m weg bin beginne in normaler Unterhaltungslautstärke und Tonlage Timo zu rufen. Ich bewege mich in dieser Entfernung, wenn der Spuk dann nicht sowieso schon beendet war, dann entweder nur noch ganz langsam weiter weg vom Geschehen, oder gehe mehr seitlich, aber weithin abgewandt.

Was Timo angeht bin ich mir ziehmlich sicher, daß ihm dann, wenn ich sein Treiben nicht mehr scharf beobachte, ein Anreiz zum Weitermachen fehlt. Ich konnte im Augenwinkel sehen, daß er, sobald der angreifende Hund die Auseinandersetzung unterbricht, auch nur abwartet. Wobei ich an dieser Stelle einfügen muß, daß es sehr wohl des öfteren Timo war, der das eigentlich Getümmel begonnen hat. Viele Angreifer sind dominate Hunde. Sie kommen heran gestürmt, bremsen ab und stellen sich stumm und regungslos vor Timo auf. Da verliert er öfter zuerst die Nerven und beginnt die Rangelei. Wenn dann der andere Hund nicht wieder ansetzt hat Timo noch nicht einmal von sich aus nachgesetzt. Ich bin mit der Methode voll zufrieden. Kaum nötig zu erwähnen, daß Timo außer vielleicht einem blauen Fleck, den man Dank seiner üppigen Behaarung nicht sieht, noch keine Blessuren davon getragen hat. Er hat schon mal gejault und ein paar Schritte an einem Vorderlauf gehinkt nach so einem Scharmützel, aber das lag sicher an seiner Angewohnheit vorwiegend nur mit den Vorderpfoten zu kämpfen. Er hält den Kopf meist weit zurück. Dadurch kann der Gegner, wenn er gerne zubeißt, leicht mal ein »Hand« von Timo erwischen.

So viel zur »Praxis«. Rein theoretisch gesehen vertrete ich die Ansicht, daß man sich zwischen 2 Varianten entscheiden muß, wie man als »Rudelführer« auf eine solche Situation reagiert, damit der Hund sie mit seinem Verstand so erkennt, daß das von uns erwünschte Ergebnis heraus kommt. Die erste Variante mit dem Weggehen ist die, bei der sich rangniedere Hunde streiten. Die geringe Bedeutung dieses Kampfes wird durch das Desinteresse des »Rudelführer« betont. Ganz wichtig ist aus meiner Sicht auch, daß durch das Weggehen einem fehlgeleiteten Revierverhalten gleich eine Absage erteilt wird, weil den »Chef« der Standort, um den gestritten wird, nicht interessiert.

Die andere Variante, die man nach meiner Einschätzung bei bezogen auf den Umgang mit Artgenossen eher unberechenbaren Hunden anwenden sollte ist die des dominierenden »Rudelführers«. Man hält den eigenen Hund im Hintergrund (legt in ab oder bindet ihn an) und stellt sich selbst vor den fremden Hund, um diesen dann möglichst nur mit Hilfe der Stimme aufzuhalten oder zu vertreiben. Klar, die Methode setzt voraus, daß man entweder einen extrem vertrauensvoll an sich gebundenen Hund, oder genug Zeit und Möglichkeit zum Anbinden hat. Sonst wird es extrem schwierig, diese Position einzunehmen.

Wie sich ein ernster Kampf darstellt kann ich nicht aus Erfahrung beschreiben, weil ich noch keinen erlebt habe. Deshalb überlasse ich das anderen Leidgeprüften.

Wie man die Hunde dann trennt ist mir aus Erfahrung ebenso fremd. Trotzdem legt man sich ja für den Fall der Fälle so eine Art Plan zurecht. Und demnach würde ich immer versuchen die Hunde mit viel Geschwindigkeit und Entschlossenheit zu trennen. Ich stelle mir das so vor, daß ich auf die kämpfenden Hunde zurennen würde, versuchen einen der beiden irgendwo am Hinterleib so greifen zu können, daß ich ihn hinter mir herschleifen kann, und würde dann diesen Hund einfach abschleppen - ohne Rücksicht darauf, daß ihm dabei eine Handvoll Felle ausgerissen, oder vielleicht ein Hinterlauf verdreht wird. Wenn es Ernst ist ist es Ernst!

Noch eine allgemeine Bemerkung zum Schluß. Auch, wenn der von Dir beschriebene Zwischenfall mit Monty sehr unerfreulich war würde ich nicht versuchen ihm diese Form der Selbstbehauptung zu verbieten, wenn man es nicht schafft, vor der Rauferei so einzuwirken, daß sie erst garnicht entsteht. Es muß den Hund tief verwirren, wenn ihm selber durch strengste Kommandos o. ä. vom »Chef« die Selbstbehauptung verboten wird, der andere Hund aber weiter provoziert und der »Chef« dann nicht an Stelle des Hundes dagegen vorgeht.

Sicher, unsere Zivilisationshunde sind nachsichtig mit uns Menschen und sehen es uns z. B. nach, daß wir nicht in der Öffentlichkeit unser Revier markieren. Aber in der Frage der Hundebegegnungen gehört es nach meinem Empfinden zur Ausbildung von Persönlichkeit und Selbstbewußtsein beim Hund dazu, daß er sich diesen »Aufgaben« stellen darf. Der Hund kennt keine Vernunft. Wenn wir sie einsetzen, dann vielleicht dazu, um »geeignete« Raufereien zuzulassen, und problematische zu vermeiden.


Gruß, Volker B.
Thema: Hundemachtkämpfe


 
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