RE: Hundezucht an alle / HD-Vererbung

Hallo,

Zur HD mal etwas aus "biologischer" / "genetischer" Sicht, dass die zum Teil unterschiedlichen hier beschribenen Erfahrungen erklärt:

Es ist durchaus nicht selten, dass bestimmte Erbkrankheiten Generationen überspringen. Desweiteren ist es so, dass eine Krankheit nicht nur auf einem Gen programmiert ist, soll heißen es gibt mehrere Gene auf denen bestimmte Erbinformationen gespeichert sein müssen, damit eine Krankheit ausbricht. Dann gibt es die sogenannten rezessiv vererbten und die dominant vererbten Krankheiten.

Wir alle haben ja die Erbinformationen in doppelter Ausführung = ein Chromosomensatz vom Vater und einen von der Mutter. Tragen nun die Gene des Vaters z.B. die Information für blaue Augen und die der Mutter für braune, dann bekommt das Kind braune Augen. Weil die Erbinfo für braune Augen dominant ist, sich also "durchsetzt". Wenn dieses Kind nun erwachsen ist, kann es aber durchaus blaue Augen vererben, denn es hat ja die Gene dafür. Prinzipiell kann also eine Familie über Generationen braune Augen haben und trotzdem mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit blaue vererben.

(Über solche Vererbungsgänge hat übrigens irgendwer versucht nachzuweisen, dass in irgend`nem Königshaus der Falsche auf dem Thron hockt :-)) )

Ich hoffe ich hab mich jetzt nicht zu verdreht ausgedrückt.

Bei der HD zeigen die mir bekannten Studien, dass es ein sogenanntes polygen vererbtes Merkmal ist, mit einer mittlerer Vererblichkeit.
Das bedeutet mehrere Gene bestimmen die HD und Umwelteinflüsse haben ebenfalls eine Auswirkung. Das bedeutet, dass durchaus in einem Hund einige Gene für HD schlummern können, aber andere sorgen dafür, dass er HD-frei ist oder eine leichte HD hat. Wird dieser aber mit einer Hündin verpaart , die dummerweise die anderen Gene für HD weitervererbt, tja, dann kann es Welpen geben, die an HD erkranken. Das ist reine Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Würde jetzt definitiv nur noch mit HD-freien Hunden gezüchtet, besteht immer noch das Risiko, dass einige HD bekommen. Aber weniger, als wenn, wie meines Wissens bei den Berner Sennen Hunden z.B. noch üblich auch noch mit mittlerer HD gezüchtet wird. Würde man konsequent jeden Hund, der HD hat aus der Zucht nehmen, hätten wir dann nach mehreren Generationen tatsächlich zumindest die mittleren und schweren Formen der HD so gut wie vollständig aus der Zucht raus. So gut wie vollständig, da theoretisch spontane Mutationen möglich sind, aber sehr, sehr selten vorkommen.

Andere Faktoren als Vererbung gibt es auch. Es gibt eine Studie aus der PON-Zucht, die zeigte, dass leichte bis mittlere HD auch in HD-freien Zuchtlinien vorkommt. Allerdings keine schwere oder mittelschwere. Die Ursachen die dafür gefunden waren:

Übergewicht beim Welpen, bzw. eine zu energiereiche Ernährung des Welpens, falsche Futterzusammensetzung, was zu einem zu schnellen Wachstum führte, wodurch eine HD begünstigt sein kann, aber nicht muss.

Der 2. Punkt waren zu häufiges Springen und abruptes Abstoppen (z.B. beim Ball spielen) auf hartem Untergrund (Fliesen, Parkett, Asphalt) während der Wachstumsphase. Bei solchen Sprüngen kann es bei den relativ weichen Knochen der Welpen / Junghunde zu Verformungen kommen. Aber auch das führt meines Wissens nur zu leichten Formen der HD.

Ich habe nicht alle Studien gelesen, auf denen die Aussagen des Qualzucht-Gutachten, (das die Bundesregierung in Auftrag gab) basieren, aber die Aussage ist genau die selbe, wie das, was ich eben geschrieben habe.

Sinngemäß zitiert: "HD ist ein polygen vererbtes Merkmal, Erblichkeitsschätzungen weisen auf mittlere Erblichkeit hin"

Den Inhalt des bereits von Sören zitierten Buches kenne ich auch grob. Wie gesagt Ernährung kann Auswirkungen auf die Ausbildung einer HD haben. Wäre sie die einzige Ursache, müsste HD aber bei allen Rassen und Mixen im gleichen Ausmaß vorkommen, auch bei den Zuchtlinien, die seit Jahren ausschließlich nur mit HD-freien Hunden züchten. Dem ist aber nicht so.

Viele Grüße
Tanja

Thema: Hundezucht an alle, besonders an BCF