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18.12.00 -- Volker B.

RE: Wie mache ich es richtig?














Hallo Jani!

Leider muß ich, der ich in einem verträumten Dörfchen auf dem Lande wohne, wo eigentlich alles in Ordnung sein sollte, Dir mitteilen, daß es nicht wenige Menschen gibt, die genau das für Unmöglich gehaltene tun, nämlich sich einen Dreck darum scheren, ob ihr Hund andere belästigt oder bedroht.

Das Hund-Mensch-Gespann, mit dem ich mich andauernd herumärgere ist ein ausgewachsener Berner-Sennen-Rüde mit einem steinalten Mann als Begleiter (genau so, wie ich es schreibe, spielt es sich ab). Von der ersten Begegnung an konnten sich mein Timo und dieser Hund nicht leiden. Wahrscheinlich wäre es gut gewesen, wenn die beiden Hunde unbedrängt ihre Rangordnung unter einander hätten klären können. Aber trotz aller Halsstarrigkeit des alten Mannes, der seinen Hund grundsätzlich nicht anleint, läßt er das dann nicht zu. Der Hund folgt natürlich keinem Kommando des Mannes. Wenn die Hunde dann raufen kommt er so schnell es seine alten Knochen zulassen wild schreiend an den Ort des Geschehens, versucht die Hunde zu trennen, oder schlägt nach ihnen. Aus dem Grund muß ich dann auch immer sehen, wie ich gegen alle Regeln des Hundeverhaltens Timo aus der Situation heraus bekomme.

Der Hund des alten Mannes hat sich damit arrangiert, im langsamen Schritt mit dem Alten die Runde zu trotten. Es kam nun schon zu mehreren Zusammenstößen. Der Alte sagt dann jedesmal aufgebracht: »Meiner tut keinem was!«, obwohl er im selben Moment das Gegenteil vor sich sieht. Mein Timo ist, da er noch nicht lange bei mir und hinsichtlich seines Jagdtrieb unzuverlässig ist, immer angeleint. In der Regel kommt es zu den Begegnungen immer dann, wenn Timo und ich auf dem Rad unterwegs sind. Gerade heute hatte ich erst wieder das Vergnügen: Timo und ich kamen im Wald auf dem Rad auf die beiden zu. Der Alte war diesmal nahe genug an seinem Hund und schickte sich an diesen fest zu halten. Ich führ in ausreichender Entfernung ganz langsam. Als ich sah, daß der Mann seinen Hund neben sich hatte bin ich im gesetzten Tempo (schneller Trab bei meinem Hund) weiter gefahren, um an den beiden vorbei meinen Weg weiter zu fahren. Auf der Höhe des Pärchens angekommen macht der fremde Hund, angriffslustig kläffend, einen Satz nach vorne, der Alte läßt ihm die Länge der Leine. Timo, der von mir unbedacht zwischen mir und den Fußgängern lief, und die beiden bis dahin vorbildlich nicht beachtet hat, weicht zu meiner Seite aus, läuft in mein Vorderrad, und ich mußte mal wieder ein Notabstieg mit einfachem Aufprall hinlegen. Der Kommentar des Alten, nachdem ich wütend auf ihn zu kam: »Ihrer ist Ihnen doch ins Rad gelaufen. Meiner hat nichts gemacht!«

Eine andere Begegnung möchte ich, wenn ich schon mal dabei bin, auch noch schildern. Das war aber auch das Unverschämteste, was ich bisher erlebt habe. Ich war wieder mit Hund und Rad mitten im Ort unterwegs. Allerdings schob ich das Rad, und Timo ging bei Fuß, da wir in einem belebten Bereich vor mehreren Läden unterwegs waren. Wir hatten den Bereich gerade verlassen, die Straßenseite gewechselt, und Timo sollte absitzen, damit ich aufs Rad steigen konnte. Als wir gerade losfahren wollten kam von hinten (wie sich später rausstellte von 2 Grundstücken entfernt, die auf der anderen Straßenseite lagen) ein großer Hund (nach meiner Vermutung ein Deutsch-Doggen-Mix) mit Maulkorb heraugestürmt. Der baute sich vor Timo auf, und nach kurzem Drohen begannen die beiden, wie zu erwarten war, eine Tänzchen aufzuführen. Timo an der Flexleine, die ich, das Rad rittlings unter mir fest hielt. Nach einer kurzen Weile kam eine junge, kräftig gebaute Frau angestürzt. Hochroter Kopf, auch sie den Namen des Hundes schreiend, stürzt sich ins Getümmel. Ich stand immer noch da über dem Rad, versuchte die Balance und meinem Hund zu halten. Im Gefolge der Frau kam ein weiterer unangeleinter Hund, der allerdings deutlich kleiner und feiger war, als der Große, der nun ersatzweise sich kläffend vor Timo aufbaute, um ihn zu provozieren. Es war ein wildes Getümmel. Plötzlich bemerkte ich einen jungen Mann, der sich unbemerkt neben mich gestellt hatte und mich nun leise aber bestimmt wissen ließ: »Nun sieh aber mal langsam zu, daß Du Dich um Deinen Hund kümmerst. Hier nur auf dem Rad hocken und zugucken reicht ja wohl nicht. Wenn Du das so haben willst, dann mache ich meinem auch den Maulkorb ab, und können wir mal richtig zugucken. Sieh also langsam zu, daß Du mit Deinem Hund weiter kommst!«

Was lernen wir: verlaß Dich nicht auf das rationale Verhalten von anderen Hundebesitzern und darauf, daß die sich für ihre Hunde verantwortlich fühlen. Ich vermute, in den Städten erlebt man aufgrund der allgemein schwierigeren Bedingungen für Hunde noch eher solche absurden Situationen.

Wäre schön, wenn solche Storys selten wären, aber da ich wirklich in einer idealen Gegend für Hundehalter wohne fürchte ich, daß es andernorts eher noch schlimmer zugeht.

Aus diesen, und vielen weiteren, weniger bedeutsamen Eindrücken nährt sich auch meine Erkenntnis, daß eine Hundehalterprüfung dringend erforderlich ist.


Gruß, Volker B.
Thema: Wie mache ich es richtig?


 
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