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28.10.00 -- Inge

RE: Würger an Sören - an Sören














Hi Sören,

im Grunde genommen haben Sabine und vor allem Tanja schon alles zu dem Thema gesagt, was es da noch zu sagen gibt. Deshalb von mir auch nur noch die Frage:

zeige mir anhand irgendeines meiner Postings wo ich je geschrieben haben soll, dass ich Hundeausbildung nur und ausschließlich über positive Konditionierung betreibe? Selbstverständlich gehören angemessene Zwangsmaßnahmen auch dazu. Aber die Betonung liegt auf "angemessen"! Und ich kann es ganz und gar nicht angemessen finden, die Aufmerksamkeit eines Hundes durch Schmerz zu erzwingen, und sei die Schmerzeinwirkung noch so kurz!

Drei Dinge möchte ich mal klarstellen:

1. bedeuten Zwangsmaßnahmen durchaus nicht das Zufügen von Schmerz. Alleine schon das Führen des Hundes an der Leine mit der damit verbundenen Einschränkung der Bewegungsfreiheit ist schließlich eine Zwangsmaßnahme!

2. ist es Aufgabe des Hundeführers/Ausbilders, vorausschauend zu denken. Daraus ergibt sich, dass notwendige Zwangsmaßnahmen stets und immer sehr sanft und damit hundgerecht eingesetzt werden können. Ich will das an dem Beispiel, welches Du in Deiner Antwort an Sabine gebracht hast, verdeutlichen:

Wenn ein Hund sich in aggressiver Absicht auf einen anderen Hund stürzen will, darf man selbstverständlich nicht versuchen, ihn von seinem Tun durch Hinwerfen von Leckerlis oder Ball abzubringen. Ich stimme Dir da völlig zu: dadurch würde der Hund in seinem Handeln ja nur bestärkt werden. Es ist daher die Aufgabe des HF, schon den ERSTEN Ansatz des Angriffs zu unterbinden, indem er den Hund z.B. bei Annäherung eines anderen Hundes RECHTZEITIG durch eine Übung ablenkt. Man kann etwa den Hund ins Platz befehlen oder ihn bei Fuß gehen lassen (ganz klar Zwangsmaßnahmen!) - oder ihn auch mit einem Spielzeug ablenken. Aber eben nicht erst dann, wenn der Angriff bereits erfolgt ist, sondern VORHER!!! Nicht nur auf dem Hundeplatz, nein, auch auf einem ganz normalen Gassigang hat die Aufmerksamkeit des HF ganz und gar seinem Hund zu gelten, er hat dafür zu sorgen, dass der Hund stets im Appell steht. Wer dazu keinen Bock hat, muss sich über Ausfälle des Hundes auch nicht wundern...

3. wenn es doch einmal vorkommt, dass unerwünschtes Verhalten korrigiert werden muss, so hat dies auf eine Art zu erfolgen, die dem Hund verständlich ist. Jeder Hundehalter sollte so elementare Dinge wie Überschnauzengriff oder Droh-Imponieren beherrschen, dann sind weitere Maßnahmen völlig überflüssig.

Aber eines steht für mich unwiderruflich fest: Aufmerksamkeit auf den HF und Arbeitsfreude sind für mich zwei Dinge, die NIEMALS erzwungen werden dürfen - dann stimmt etwas ganz und gar nicht in der Ausbildung! Nur eine freudig herbeigeführte Aufmerksamkeit wird vom Hund gerne und dauerhaft gezeigt, eine erzwungene niemals! Daher kann es für das Aufmerksammachen des Hundes IMMER nur die Verwendung positiver Reize geben. Alles andere ist weit davon entfernt, "angemessen" zu sein!

Im übrigen, Sören, was das mir von Dir unterstellte Halbwissen angeht: solche Sprüche habe ich vor 30 Jahren auch den Erneuerern des Hundesports unter die Nase gerieben, weil ich es damals auch nicht anders kannte und die Verfechter moderner Methode für Spinner und Softies gehalten habe. Aber ich war bereit dazu zu lernen und mir die Erkenntnisse der modernen Hunde-Ethologie zu Gemüte zu führen. Und ich habe an genügend praktischen Beispielen gesehen, dass es anders geht - und sogar viel, viel besser! In Gedanken habe ich schon so manches Mal Abbitte bei meinen damaligen DSH geleistet für die unfaire Art der Ausbildung. Leider kann ich die Zeit nicht zurückdrehen und es wiedergutmachen - aber es bedrückt mich, dass vor allem im SchH-Sport immer noch Uralt-Gedankengut vorherrscht, dass davon ausgeht, dass man Hunden bei der Ausbildung "einen in den A... blasen muß, damit sie parieren."

Gruß Inge
Thema: Amigo von Petra an Claudia


 
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