|
Hallo Stefan,
Molly ist sehr unterwürfig, wenn sie "sich naß macht" - so war meine Gladess in dem Alter auch. Das gibt sich.
Als Aron dazu kam, habe ich zwei Näpfe aufgestellt und die Hunde parallel, aber mit einem Meter Abstand fressen lassen. Ich habe anfangs aufgepaßt, daß sie nicht die Näpfe tauschen. Ein junger Hund bekommt ja auch gehaltvolleres Futter, als ein alter. Natürlich meint jeder, daß der andere etwas Besseres bekommen hat. Als Aron etwa 1 Jahr alt war mußte ich aufpassen, daß es keinen Streit gibt. Junge Rüden können sehr aufmüpfig werden. Alte Hündinnen werden ihre Vorrangposition jedoch nicht kampflos aufgeben, daher war Vorsicht angesagt.
In Arons erstem halben Jahr habe ich auch bei Gladess beobachtet, daß sie jedes strafende Wort mit Beschwichtigungs- Versuchen beantwortete, auch wenn sie nicht gemeint war. Das hat nichts mit Mitgefühl dem jüngeren Hund gegenüber zu tun, sondern hängt einfach damit zusammen, daß sie ja früher immer gemeint war, wenn in solchem Ton gesprochen wurde. Manche Leute meinen, ihr Hund würde bei Ehestreit schlichtend wirken. Dabei handelt es sich hier um genau das gleiche Phänomen: Harte Worte verheißen für den nächsten Moment nichts Gutes, deshalb reagiert der Hund ängstlich, unterwürfig und besänftigend.
Geübt habe ich im ersten halben Jahr auch alles parallel. Wenn Gladess "sitz!" hört, setzt sie sich. Es war einfach, Aron danebenzusetzen. Wenn ich "Laut!" sagte, gab Gladess laut und Aron folgte ihr hierin. "Platz!" (bzw. "Bleib!") war anfangs bei Aron etwas schwerer durchzusetzen, aber auch dieses Kommando übten wir mit beiden Hunden gleichzeitig. Alles lernt ein Hund schneller, der ein vierpfotiges Vorbild hat.
Es gibt eine Menge Aktivitäten, die wir unseren Hunden verbieten müssen. Dazu gehört das Bellen zu Hause ebenso wie das unbefugte Gartenumgraben. Ich denke, man nimmt den Hunden am wenigsten Lebensfreude, wenn man nicht nur verbietet, sondern - wo es kein Problem darstellt - auch wieder in Auftrag gibt, was man zu Hause verboten hat. Bei uns darf drinnen nicht gebellt werden. Draußen sage ich manchmal "Laut!" und dann darf gebellt werden. Bei uns darf auch nicht irgendwo gegraben werden, aber wenn sich an einer Autobahnböschung oder bei einer Rast am Ackerrand die Gelegenheit bietet, sage ich "grabe!" und die Tiere buddeln drauf los. Sie dürfen auch nicht eigenmächtig irgendwelche Textilien zerfetzen und doch gehört ihnen ausrangiertes Baumwoll-Zeug zum Tauziehen spielen. Wenn ich "Aus!" sage, schauen die Hunde sofort auf und lassen fallen, was sie im Maul hatten. "Friß!" läßt sie dagegen weiter fressen - auch mal Medizin, die überhaupt nicht schmeckt. "Platz!" wird durch "Auf, auf!" aufgehoben usw.
Die Unterlassungserziehung ist trivial und orientiert sich im Strafmaß an der Wirkungsschwelle. Du mußt sie beobachten, wenn sie anfangen zu buddeln. Sagst Du "Nein!" und sie buddeln weiter, mußt Du energischer werden. Am besten ist der Liebe-Gott-Effekt geeignet, um den Hunden die aktuelle Tätigkeit zu verleiden, ohne daß sie die Strafe mit Dir in Verbindung bringen können. Sie sollen ja auch dann keine Löcher buddeln, wenn Du außer Sicht bist.
In "Hundeerziehung ohne Zwang" von Dr. Tillmann Klinkenberg lesen wir auf S. 203 unter der Überschrift "Er buddelt Löcher": ".... Besorgen Sie sich eine Mausefalle und Mäusewitterung aus einem Zoofachgeschäft, präparieren sie beides in einem geeigneten Mauseloch und führen Sie ihren Hund ein paar mal wie zufällig dorthin. Wenn die Falle zuschlägt erschrecken Sie ihn zusätzlich durch ein scharfes 'Pfui!'. Dann trösten Sie ihn. Er läßt das Buddeln."
Ich finde diesen Rat unmöglich. Effektvoll ja, aber zu brutal. Mir hat das Abtreffen mit einem mehr oder weniger weichen Pantoffel oder Turnschuh genügt. Die Mausefalle wäre mir für Nase und Zehen meiner Hunde zu gefährlich gewesen. Meiner Meinung nach braucht so etwas auch nicht kommentiert zu werden, sonst verbinden die Tiere doch die Strafe mit uns und der Liebe-Gott-Effekt ist nicht erreicht. Wenn sie lernen "Löcher im Garten buddeln läßt Pantoffeln heranfliegen" bist Du am Ziel.
Grüße
Gudrun
|