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10.05.00 -- Marlene Rössler

RE: Wurmkuren














Wurmkuren: Segen oder Fluch? Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Umgang mit Anthelminthika (Wurmkuren)

Welcher Hundebesitzer hat heute eine distanziert, nüchterne Einstellung zu den Endoparasiten seines Hundes? Die allgemeine Stimmung ist leider von Phobien, Hysterien und Unwissenheit gekennzeichnet! Ein Ausdruck dieser Massenhysterie - zum Wohle der Pharmaindustrie - sind die immer neuen Empfehlungen, Hunde aller Altersstufen in immer kürzeren Abständen prophylaktisch zu entwurmen, um schwere Schäden für Hund und Besitzer zu vermeiden. Über die Folgen dieser Bombardierung des Hundeorganismus mit chemischen Mitteln wird nicht oder nur wenig nachgedacht. Der "Ständig-entwurmer" wischt kritische Anmerkungen zur Belastung des Körpers durch Wurmkuren sowie der Möglichkeit der nachhaltigen Störung des gesunden Gleichgewichtes der Darmflora mit der Begründung vom Tisch, hier wolle jemand nur Geld sparen und suche Ausflüchte um die notwendigen Mittel nicht zur Verfügung stellen zu müssen.

Um Missverständnissen vorzubeugen: hier soll nicht die Gefahr, die von Endoparasiten ausgeht verniedlicht werden, im Gegenteil stelle ich die Behauptung auf, dass der gegenwärtig geübte Umgang mit den Endoparasiten an fahrlässigen Leichtsinn grenzt. Schauen wir uns einmal nüchtern und ohne Aufregung die Fakten an: die meisten Wurmerkrankungen sind doch gar nicht durch den Einsatz von von Wurmkuren zu verhindern!

Hygiene als Schlüssel zur Prophylaxe

Die wirkungsvollste Massnahme den Infektiondruck für unsere Hunde gering zu halten, liegt in der Hygiene. Infektiöse Wurmeier und Wurmlarven der verschiedenen Wurmarten können Sauberkeit und Trockenheit nicht vertragen. Keine chemische Prophylaxe kann die notwendige Hygiene ersetzen, aber eine gute Hygiene (tägliches Entfernen von Kot aus den Hundeausläufen und Zwingeranlagen, saubere und vor allen Dingen trockene Liegeflächen und Hundehütten,etc.) ersetzt viele Wurmkuren. Zur Hygiene gehört auch, dass wir unseren Hunden abgewöhnen allen möglichen Unrat am Wegesrand aufzunehmen. Kadaver und Exkremente von Wildtieren gehören nicht ins Hundemaul und stellen eine Infektionquelle für Hund und Besitzer dar. Dem Hundebesitzer wird gesagt, zu deinem Schutz und zum Schutz deiner Kinder musst du deinen Hund ständig entwurmen; ich sage: eine viel grössere Gefahr geht von Ihrem Hund aus, wenn er gerade Aas oder Exkremente im Maul hatte und Sie dann anschliessend mit Ihm Kontakt haben. Gefährliche Erkrankungen z.B. an Fuchsbandwurmfinnen finden Ihren Infektionsweg auf diese Art. Und die regelmässige Wurmkur kann diese Art der Infektion nicht verhindern, im Gegenteil wird Ihnen eine Sicherheit vorgegaukelt, die Sie nicht haben. Hygiene heisst hier also konsequente Erziehung des Hundes nicht alles am Wegesrand liegende ins Maul zu nehmen.

Gute Fütterung als Mittel der Prophylaxe

Der Hund ist der Infektion durch Wurmlarven nicht schutzlos ausgeliefert, im Gegenteil. Der Hund entwickelt, wenn er nicht ständig durch Entwurmungen daran gehindert wird, sowohl gegen Spulwürmer als auch gegen Hakenwürmer eine natürliche Immunität. Dies beweist, dass der Körper hochwirksame Abwehrmassnahmen gegen Wurminfektionen besitzt. Voraussetzung für dieses Funktionieren des Immunsystems ist eine hochwertige und artgerechte Fütterung. Nur so kann sich eine abwehrfähige Darmflora und eine kraftvolle Gegenwehr gegen Würmer und deren Larven entwickeln. Einseitige Futterzusammensetzung, Mangel an hochwertigen Aminosäuren und essentiellen Nährstoffen erleichtern den Würmern ihr zerstörerisches Werk. Einige Wurmerkrankungen treten nur unter Mangelzuständen auf und auch die beste chemische Wurmkur kann eine hochwertige, die Abwehrkräfte des Körpers unterstüzende Fütterung nicht ersetzen.

Wurmerkrankungen bedürfen einer Diagnose

Nun haben wir den Eindruck unser Hund ist trotz aller Hygiene und der besten Fütterung nicht gesund: wir vermuten eine Wurmerkrankung! Was wird nun getan: ohne jede Diagnose und ohne jede Differenzialdiagnose wird ein wegen seiner Nebenwirkungen verschreibungspflichtiges Medikament verabreicht. Sind Sie sich bewusst, dass jeder Tierarzt gegen die Tierärzteverordnung verstösst und sich damit strafbar macht, der Ihnen eine (verschreibungspflichtige) Wurmkur verkauft, ohne das Tier vorher einer eingehenden Untersuchung unterzogen zu haben? Diese Vorschrift besteht, um Schaden von unseren Tieren fernzuhalten. Im blinden Vertrauen auf die Chemie wird nicht einmal der Erfolg der Therapie überprüft! Gehen nach einer Wurmkur nicht innerhalb von 24 Stunden massenhaft Würmer mit dem Kot ab, so hatte der Hund entweder gar keine Würmer und wir haben Ihn völlig überflüssigerweise mit Chemie belastet, oder die Wurmkur war unwirksam (praktische Erfahrungen zeigen eine Resistenzrate von 50% und mehr). Wann haben Sie das letzte mal erlebt, dass nach einer Wurmkur bei Ihrem erwachsenen Hund auch nur ein Wurm mit dem Kot abgegangen ist?? Bei jedem mal, wo Sie nichts finden konnten, haben Sie Ihren Hund unnötig belastet!! Warum ist die Wurmerkrankung die einzige, bei der wir auf eine Diagnose verzichten und blind und ohne Erfolgskontrolle auf unseren Hund mit Medikamenten einwirken. Warum machen wir nicht auch zweimal oder dreimal oder zehnmal im Jahr eine Antibiotikakur mit unseren Hunden, weil sie wahrscheinlich Husten haben oder vielleicht bekommen könnten?

Unsinn von pauschalen Entwurmungsvorschriften

Einige Zuchtverbände haben Zwangsentwurmungsvorschriften für die ihnen angeschlossenen Züchter erlassen. Erschreckend ist, wie wenig medizinischer Sachverstand hinter diesen Vorschriften steckt: Wöchentliche Entwurmungen ganzer Bestände und Entwurmungen der Welpen nach Schema F sind keine Hilfe für den Züchter, sondern medizinischer Dilettantismus. Ein Zuchtverband kann doch nicht so borniert sein zu glauben, eine Vorschrift könne den Sachverstand des verantwortungsvollen Züchters ersetzen. Die Entwurmung der tragenen Hündin und des restliches Bestandes ist nur nach vorheriger Diagnose sinnvoll, zumal die Welpen nicht durch die im Darm der erwachsenen Hunde lebenden Würmer infiziert werden, sondern durch Larven, die in der Muskulatur und den inneren Organen der Hündin durch die Hormonumstellung während der Trächtigkeit aktiv werden. Diese Larven sind durch Anthelminthika aber gar nicht zu reduzieren. Sowohl bei der Hündin als auch bei den Welpen (die durch Würmer wirklich gefährdet sind) muss der Züchter eine sinn-und massvolle auf jeden Wurf individuell eingestellte Therapie vornehmen. Therapieüberprüfende Kotuntersuchungen und genaue Beobachtung der Welpen und der Hündin sowie der gezielte Einsatz von Wurmkuren führen hier zum Erfolg. Pauschale Entwurmungsvorschriften gefährden die Gesundheit von Hündin und Welpen, weil sie falsche Sicherheit vorgaukeln und evtl. die Welpen unnötig belasten

Wurmkuren ein Segen für die Hunde

Wurmkuren sind Medikamente zum Wohle unseres Hundes, wenn die Nebenwirkungen und die Belastungen gegen den Nutzen verantwortlich abgewogen werden. In der Hand eines verantwortungsvollen Hundebesitzers in Absprache mit dem Tierarzt, nach erfolgter Diagnose, mit Augenmass eingesetzt, ist die Wurmkur ein Segen. Angewandt als Dauerbombardement gegen imaginäre Gegner machen Wurmkuren unsere Hunde krank. Sie belasten den Stoffwechsel und zerstören die Immunität des Hundes gegen viele Wurmarten. Mit einem Wort dann, und nur dann sind sie ein Fluch.

Thema: Würmer (auch bei Menschen)?


 
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