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Wurmkuren: Segen oder Fluch?
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Umgang mit Anthelminthika (Wurmkuren)
Welcher Hundebesitzer hat heute eine distanziert,
nüchterne Einstellung zu den Endoparasiten seines
Hundes? Die allgemeine Stimmung ist leider von
Phobien, Hysterien und Unwissenheit gekennzeichnet!
Ein Ausdruck dieser Massenhysterie - zum Wohle der
Pharmaindustrie - sind die immer neuen Empfehlungen,
Hunde aller Altersstufen in immer kürzeren Abständen
prophylaktisch zu entwurmen, um schwere Schäden für
Hund und Besitzer zu vermeiden. Über die Folgen
dieser Bombardierung des Hundeorganismus mit
chemischen Mitteln wird nicht oder nur wenig
nachgedacht. Der "Ständig-entwurmer" wischt kritische
Anmerkungen zur Belastung des Körpers durch
Wurmkuren sowie der Möglichkeit der nachhaltigen
Störung des gesunden Gleichgewichtes der Darmflora
mit der Begründung vom Tisch, hier wolle jemand nur
Geld sparen und suche Ausflüchte um die notwendigen
Mittel nicht zur Verfügung stellen zu müssen.
Um Missverständnissen vorzubeugen: hier soll nicht die
Gefahr, die von Endoparasiten ausgeht verniedlicht
werden, im Gegenteil stelle ich die Behauptung auf,
dass der gegenwärtig geübte Umgang mit den
Endoparasiten an fahrlässigen Leichtsinn grenzt.
Schauen wir uns einmal nüchtern und ohne Aufregung die Fakten an: die meisten Wurmerkrankungen sind doch
gar nicht durch den Einsatz von von Wurmkuren zu verhindern!
Hygiene als Schlüssel zur Prophylaxe
Die wirkungsvollste Massnahme den Infektiondruck für unsere Hunde gering zu halten, liegt in der Hygiene.
Infektiöse Wurmeier und Wurmlarven der verschiedenen Wurmarten können Sauberkeit und Trockenheit
nicht vertragen. Keine chemische Prophylaxe kann die notwendige Hygiene ersetzen, aber eine gute
Hygiene (tägliches Entfernen von Kot aus den Hundeausläufen und Zwingeranlagen, saubere und vor allen
Dingen trockene Liegeflächen und Hundehütten,etc.) ersetzt viele Wurmkuren.
Zur Hygiene gehört auch, dass wir unseren Hunden abgewöhnen allen möglichen Unrat am Wegesrand
aufzunehmen. Kadaver und Exkremente von Wildtieren gehören nicht ins Hundemaul und stellen eine
Infektionquelle für Hund und Besitzer dar. Dem Hundebesitzer wird gesagt, zu deinem Schutz und zum
Schutz deiner Kinder musst du deinen Hund ständig entwurmen; ich sage: eine viel grössere Gefahr geht
von Ihrem Hund aus, wenn er gerade Aas oder Exkremente im Maul hatte und Sie dann anschliessend mit
Ihm Kontakt haben. Gefährliche Erkrankungen z.B. an Fuchsbandwurmfinnen finden Ihren Infektionsweg
auf diese Art. Und die regelmässige Wurmkur kann diese Art der Infektion nicht verhindern, im Gegenteil
wird Ihnen eine Sicherheit vorgegaukelt, die Sie nicht haben.
Hygiene heisst hier also konsequente Erziehung des Hundes nicht alles am Wegesrand liegende ins Maul zu
nehmen.
Gute Fütterung als Mittel der Prophylaxe
Der Hund ist der Infektion durch Wurmlarven nicht schutzlos ausgeliefert, im Gegenteil.
Der Hund entwickelt, wenn er nicht ständig durch Entwurmungen daran gehindert wird, sowohl gegen
Spulwürmer als auch gegen Hakenwürmer eine natürliche Immunität. Dies beweist, dass der Körper
hochwirksame Abwehrmassnahmen gegen Wurminfektionen besitzt.
Voraussetzung für dieses Funktionieren des Immunsystems ist eine hochwertige und artgerechte Fütterung.
Nur so kann sich eine abwehrfähige Darmflora und eine kraftvolle Gegenwehr gegen Würmer und deren
Larven entwickeln. Einseitige Futterzusammensetzung, Mangel an hochwertigen Aminosäuren und
essentiellen Nährstoffen erleichtern den Würmern ihr zerstörerisches Werk. Einige Wurmerkrankungen
treten nur unter Mangelzuständen auf und auch die beste chemische Wurmkur kann eine hochwertige, die
Abwehrkräfte des Körpers unterstüzende Fütterung nicht ersetzen.
Wurmerkrankungen bedürfen einer Diagnose
Nun haben wir den Eindruck unser Hund ist trotz aller Hygiene und der besten Fütterung nicht gesund: wir
vermuten eine Wurmerkrankung!
Was wird nun getan: ohne jede Diagnose und ohne jede Differenzialdiagnose wird ein wegen seiner
Nebenwirkungen verschreibungspflichtiges Medikament verabreicht.
Sind Sie sich bewusst, dass jeder Tierarzt gegen die Tierärzteverordnung verstösst und sich damit strafbar
macht, der Ihnen eine (verschreibungspflichtige) Wurmkur verkauft, ohne das Tier vorher einer
eingehenden Untersuchung unterzogen zu haben? Diese Vorschrift besteht, um Schaden von unseren
Tieren fernzuhalten.
Im blinden Vertrauen auf die Chemie wird nicht einmal der Erfolg der Therapie überprüft! Gehen nach
einer Wurmkur nicht innerhalb von 24 Stunden massenhaft Würmer mit dem Kot ab, so hatte der Hund
entweder gar keine Würmer und wir haben Ihn völlig überflüssigerweise mit Chemie belastet, oder die
Wurmkur war unwirksam (praktische Erfahrungen zeigen eine Resistenzrate von 50% und mehr).
Wann haben Sie das letzte mal erlebt, dass nach einer Wurmkur bei Ihrem erwachsenen Hund auch nur ein
Wurm mit dem Kot abgegangen ist?? Bei jedem mal, wo Sie nichts finden konnten, haben Sie Ihren Hund
unnötig belastet!!
Warum ist die Wurmerkrankung die einzige, bei der wir auf eine Diagnose verzichten und blind und ohne
Erfolgskontrolle auf unseren Hund mit Medikamenten einwirken.
Warum machen wir nicht auch zweimal oder dreimal oder zehnmal im Jahr eine Antibiotikakur mit unseren
Hunden, weil sie wahrscheinlich Husten haben oder vielleicht bekommen könnten?
Unsinn von pauschalen Entwurmungsvorschriften
Einige Zuchtverbände haben Zwangsentwurmungsvorschriften für die ihnen angeschlossenen Züchter
erlassen. Erschreckend ist, wie wenig medizinischer Sachverstand hinter diesen Vorschriften steckt:
Wöchentliche Entwurmungen ganzer Bestände und Entwurmungen der Welpen nach Schema F sind keine
Hilfe für den Züchter, sondern medizinischer Dilettantismus. Ein Zuchtverband kann doch nicht so borniert
sein zu glauben, eine Vorschrift könne den Sachverstand des verantwortungsvollen Züchters ersetzen.
Die Entwurmung der tragenen Hündin und des restliches Bestandes ist nur nach vorheriger Diagnose
sinnvoll, zumal die Welpen nicht durch die im Darm der erwachsenen Hunde lebenden Würmer infiziert
werden, sondern durch Larven, die in der Muskulatur und den inneren Organen der Hündin durch die
Hormonumstellung während der Trächtigkeit aktiv werden. Diese Larven sind durch Anthelminthika aber
gar nicht zu reduzieren.
Sowohl bei der Hündin als auch bei den Welpen (die durch Würmer wirklich gefährdet sind) muss der
Züchter eine sinn-und massvolle auf jeden Wurf individuell eingestellte Therapie vornehmen.
Therapieüberprüfende Kotuntersuchungen und genaue Beobachtung der Welpen und der Hündin sowie
der gezielte Einsatz von Wurmkuren führen hier zum Erfolg. Pauschale Entwurmungsvorschriften gefährden
die Gesundheit von Hündin und Welpen, weil sie falsche Sicherheit vorgaukeln und evtl. die Welpen
unnötig belasten
Wurmkuren ein Segen für die Hunde
Wurmkuren sind Medikamente zum Wohle unseres Hundes, wenn die Nebenwirkungen und die
Belastungen gegen den Nutzen verantwortlich abgewogen werden. In der Hand eines verantwortungsvollen
Hundebesitzers in Absprache mit dem Tierarzt, nach erfolgter Diagnose, mit Augenmass eingesetzt, ist die
Wurmkur ein Segen.
Angewandt als Dauerbombardement gegen imaginäre Gegner machen Wurmkuren unsere Hunde krank.
Sie belasten den Stoffwechsel und zerstören die Immunität des Hundes gegen viele Wurmarten. Mit einem
Wort dann, und nur dann sind sie ein Fluch.
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