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Sandra hat einen vier Monate alten Welpen und schreibt:
........ Hast Du vielleicht einen Tips, wie man mit solch einem dickköpfigen
Wirbelwind am besten umgeht? .............
Hallo Sandra !
Ich denke schon, daß ich Dir ein paar wertvolle Tips geben kann:
Zunächst würde ich mir - sofern Du noch nicht hast - ein gutes Buch über Hundeerziehung
kaufen. Die Stiftung "Warentest" hat erst vor kurzem Bücher zur Hundeerziehung vorgestellt
und bewertet:
In der Ausgabe
"test" 11/97 Seite 90 ff
werden 17 Hundebücher vorgestellt und bewertet. Zum Beispiel wird zur Erziehung eines
Familienhundes das Buch "Hunde richtig erziehen" von Bruce Fogle (39,90 DM) empfohlen.
Dieses Buch ist überaus üppig bebildert, die Bilder bedecken mehr Papierfläche als der Text.
Das "handwerkliche" zur Hundeerziehung wird dort sehr schön in Bilderserien gezeigt. Es
stehen auch ungeheuer viele wertvolle Informationen drin.
Übrigens muß man Bücher nicht gleich kaufen. In vielen Städten gibt es Stadtbüchereien, wo
man sich kostenlos mehrere Bücher ausleihen und selber testen kann.
Ganz heiß empfehlen kann ich auch das Buch von Hilde Schwoyer, "Ausbildung und Haltung
des Jagdhundes" Kosmos-Franckh-Verlag Stuttgart, das leider im Buchhandel und beim
Verlag restlos vergriffen ist, aber vielleicht findest Du ein Exemplar dieses kleinen Bandes in
Deiner Stadtbücherei.
Darin werden die Grundlagen und Hintergründe der Hundeausbildung auf nur 25 Seiten (!!!)
so hervorragend präzise, kurz und exakt erklärt, dass Du die nächsten 6 Monate kein
anderes Buch mehr brauchst. Diese 25 Seiten betreffen die sogenannte "Stubendressur", die
Du auf alle Hunderassen anwenden kannst. Die speziellen Jagdfächer kannst Du einfach
ignorieren, wenn Du keinen Jagdhund ausbilden willst. Unbedingt zu empfehlen !!!
Dein Hund ist vier Monate alt. Es ist jetzt sehr wichtig, daß Du Dich mit der Theorie der
Hundeausbildung vertraut machst und mit der Ausbildung beginnst. Du solltest damit nicht
länger warten. Nach dem Motto "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr", hast
Du jetzt noch 8 Monate Zeit. In dieser Zeit lernt Dein Hund am leichtesten. Du hast noch
nichts versäumt. Aber nütze jetzt die Jugendzeit Deines Hundes ! Sie kommt nie wieder.
Jetzt kommt genau die richtige Zeit, ihn auszubilden !
Ferner würde ich Dir empfehlen, einen netten VDH-Hundeverein zu suchen. Einfach mal
hingehen, gucken, einen Kaffee trinken und wenn Dir die Leute gefallen: Kontakte knüpfen!!
Dabei wünsche ich Dir auch soviel Glück, wie ich bei meinem Ayko hatte. Ich habe nicht nur
einen sehr, sehr netten Verein gefunden, sondern auch viele andere Welpen. Wir haben
dann ganz spontan eine Welpengruppe gegründet, haben uns zweimal die Woche getroffen
und manchmal bis zu 15 Welpen miteinander auf der Wiese spielen lassen. Das ist einfach
fantastisch beim Zuschauen und ungeheuer wertvoll für die soziale Entwicklung Deines
Hundes. Unbedingt empfehlenswert !!! Nicht versäumen !!! Solche sozialen Kontakte zu
anderen Hunden ersparen Dir später viel Ärger mit Deinem Hund. Beispiele dafür gibts
genug in diesem Forum.
Auch beim Spazieren gehen sollte Dein Hund mit jedem anderen Hund Kontakt aufnehmen
dürfen, sofern Du Dich mit dessen Führer vorher verständigt hast. Dein Welpe genießt noch
die Narrenfreiheit eines Kleinkindes. Ein gesunder erwachsener Hund wird ihn meist
freundlich behandeln. Solche Kontakte mit fremden Hunden sind sehr wichtig. Auch Katzen,
Hühner, Kühe, Schafe und Pferde sollte ein Welpe frühzeitig möglichst hautnah und live
kennenlernen. Dabei wirst Du staunen und sehr viel Lustiges erleben. Lernt schon der Welpe
den Umgang mit diesen Tieren, hast Du später keine Probleme damit.
Es gibt VDH-Vereine, die auch für Nichtmitglieder Grundkurse veranstalten. Frag mal
danach !
Wenn Du keinen netten Verein findest, dann würde ich auf anderem Wege suchen: Vielleicht
per Inserat in der Zeitung: "Welpe sucht Welpe zum Spielen" oder ich würde einfach andere
Hundebesitzer im Stadtpark ansprechen. Ich habe beim Joggen eine Frau mit einem
Welpen getroffen, mit der ich mich seither fast jeden zweiten Tag treffe, damit unsere
Junghunde miteinander toben können. So ein tolles Spiel kannst Du Deinem Vierbeiner
anders nicht bieten. Dein Hund kann sich ausgiebig austoben und ist dann zu Hause ruhig
und ausgeglichen. Unbedingt empfehlenswert !!! Sehr wichtig für eine gesunde soziale
Entwicklung Deines Hundes. Auf keinen Fall versäumen !
Du schreibst: "....... sie verwüstet die Wohnung und pieselt ......."
a) Thema Pieseln: Pfütze mit Zeitungspapier aufsaugen und nach draußen bringen und
zwar genau an die Stelle, wo Dein Hund später hinpinkeln soll, dort ablegen und mit einem
Stein beschweren. Die "Pinkelstelle" bekommt dadurch schon mal den "richtigen Duft". Von
da ab gehst Du regelmäßig und immer auf gleichem Wege und mit immer genau dem
gleichen Ritual zu dieser markierten Stelle und gibst dort Dein Kommando "Pfützchen" und
"Häufchen".
Je konsequenter Du diese paar wenigen Anweisungen einhältst, desto schneller wird Dein
Hund stubenrein. Und er lernt außerdem auch auf Kommando zu pinkeln und zu ka..... sorry,
sich zu lösen. Das ist ungeheuer wertvoll, das wirst Du später noch oft schätzen lernen.
Noch zwei Tips:
Die Pieselstelle darf nicht zu weit vom Haus entfernt sein, sonst "passierts" schon auf dem
Weg dorthin und jedesmal an einer anderen Stelle, das wäre nicht gut. Es sollte immer die
gleiche Stelle sein.
Du mußt damit rechnen, daß am Pinkelplatz die Vegetation abstirbt.
Später, wenn der Hund älter ist und die Kommandos gelernt hat, kann er an beliebiger Stelle
pinkeln, im Rahmen des guten Geschmacks und des gesetzlich Erlaubten, versteht sich.
Wenn Du den Hund alleine läßt, sollte er vorher sich austoben und entleeren können. Je
müder er ist, desto weniger wird er Rabats machen. Über das Alleinlassen von Welpen
solltest Du Dich auch informieren. Hier werden sehr viele Fehler gemacht, die sich später
bitter rächen. Es ist äußerst problematisch, einen Welpen über längere Zeit allein zu lassen.
Mir fehlen dazu weitergehende Informationen von Dir.
b) Wohnung verwüsten:
Dein Hund braucht in der Wohnung ein oder höchstens zwei eigene Spielzeuge, vielleicht
einen alten Pantoffel usw.. Mach ihm klar, dass das s e i n Spielzeug ist und die
Perserteppiche und die Tischbeine D e i n Eigentum sind:
Immer, wenn er sich an Deinem Eigentum vergreift, dann sagst Du ein scharfes "Nein",
zerrst gleichzeitig den Hund energisch weg und gibst ihm sofort s e i n Spielzeug und lobst
ihn in sanftesten Tönen, sobald er es annimmt.
Immer das gleiche Ritual: Ein scharfes "Nein" als Verbot und ein sanftes Lob für richtiges
Verhalten ! Zeitlich exakt eingesetzt !
Je konsequenter Du dabei bist, desto schneller lernt Dein Hund zwischen mein und dein
unterscheiden. Hat der Hund nur ein Spielzeug, lernt er schneller was sein Eigentum ist. Eine
Unzahl von verschiedenem Hundespielzeug überfordert den Welpen. Er kriegt keinen
Überblick über sein Eigentum.
Korrektes Reagieren, Konsequenz, Beständigkeit und viel Geduld in Deinem Verhalten dem
Hund gegenüber sind die Eigenschaften, die Du Dir aneignen mußt, dann lernt ein gesunder
junger Hund schneller als Du jemals erhofft hast und letztendlich wirst Du merken, daß das
Schwierigste in der Hundeerziehung nicht der Hund, sondern der Mensch ist. Du mußt Dich
selber mehr erziehen, als den Hund !
Humorvolle Grüße
aus dem Wilden Südwesten
Reinhold mit Ayko ;-)))
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