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26.03.03 -- Birka

RE: Nemo im Jagdglück/so geht es: an Shaki














Hallo Angela,
das ist gar nicht so einfach zu beantworten, es gibt nicht den Zaubertrick, es ist vielmehr ein Gesamtkonzept. Nemo durfte vom ersten Tag an ohne Leine laufen, er ist im Wald quasi aufgewachsen, ich habe mich ständig versteckt und ihm so beigebracht, daß er gründlich aufpassen muß, wenn er mich nicht verlieren will - hat er mal kurze Zeit nicht nach mir geschaut, war ich einfach weg und der kleine Hund völlig verzweifelt, bis zur großen Wiedersehensfreude. Sowas prägt sich ein. Ich habe ab dem frühesten Welpenalter viel mit ihm geübt, herkommen, sitzen bleiben, ablegen, all sowas, was man halt so macht. Es ging immer ohne Gewalt ab, Nemo hat fast nie Schläge bekommen, höchstens mal einen Klaps, aber notfalls viel Geschrei von mir und alles unter Anwendung lernpsychologischer Erkenntnisse. Dann jagdliche Gehorsams-Ausbildung im Jägerverein mit anderen Jagdhunden, aber ständig allein immer wieder herkommen, Wild verleiden und andere Dinge. Es ist bei einem Jagdhund deshalb schwierig, weil er ja in seiner jagdlichen Ausbildung lernen soll, weit weg zu gehen und querzusuchen, andererseits darf er aber nicht unkontrolliert hetzen. Er muß den geschossenen Hasen bringen, aber jagen darf er ihn nicht, solange er lebt. Ist im Endeffekt viel Kleinarbeit und geht sicher nicht mit jedem Hund. Erleichtert hat mir die Sache, daß Nemo nicht der Super-Jagdhund ist, er hat sehr früh kapiert, daß man Hasen nicht fangen kann (dachte wahrscheinlich, dieser blöde Hund will nicht mit mir spielen, soll er das doch bleiben lassen), weil man sie einfach nicht erwischt und er war klug genug, zu kapieren, daß sich der Aufwand nicht lohnt. Nemo durfte niemals etwas hetzen so lange er noch klein war, auch keine Vögel, denn Vogelhetzen ist der Einstieg zum Wildhetzen generell. Also Arbeit an der 20m-Leine, Erdknödel u.ä., so lange, bis Nemo kapiert hat, daß er eben nicht hetzen darf und daß ich dann stinkesauer werde. Ist es doch mal passiert, was man in der Ausbildung nie vermeiden kann, wurde er nie gestraft (doch, einmal, als er im Flegelalter war, da hatte ich Todesangst um ihn, er jagte Rehe über die Straße, da hat er echt Prügel bezogen nach seiner Rückkehr, meine Nerven waren zu blank), aber ignoriert und es ging "Fuß" nach Hause. Bei jedem Rückschlag wieder lange Leine, es war im Grunde endlos, aber äußerst konsequent. Dann kam die Phase, wo er junge Vögel im Flug gefangen hat, manche waren echt so dumm, ihm direkt in die Schnauze zu fliegen, dann lautes Geschrei von mir mit "aus" und "nein". Jagdhunde lernen zu apportieren und sie dürfen den Apportiergegenstand nicht knautschen, sonst könnte man die apportierte Ente als Mensch nicht mehr essen, ist das einmal kapiert, beißt so ein Hund auch nicht ohne weiteres ein Tier tot, er lernt, es vorsichtig anzufassen. Zumindest macht ein so ausgebildeter Hund es dann nicht, wenn man es ihm nicht erlaubt, wenn er eins gefangen hat - es war mir immer extrem wichtig, daß Nemo nichts tötet, von Mäusen mal abgesehen. Nemo ist komplett in unsere Familie eingebunden, darf überall mit und er will gut mit uns auskommen, er beobachtet, was ich tue und paßt sich dem an - nicht immer natürlich, er ist ein normaler Jagdhund und nicht Kommissar Rex, aber im Großen und Ganzen geht es recht gut mit ihm. Ich paß auf, daß er mir nicht aus der Kontrolle kommt, wenn er im Wald zu hektisch wird, geht er Fuß oder wird mal kurz "down" getrillert, dann klappt es wieder mit der Rangordnung. Notfalls kommt er auch heute noch kurz an die Leine, wenn er überdreht, ich bin da nicht risikofreudig und merke ihm an, wie er drauf ist. Und dieser Hase heute morgen, also einen zweiten hätte er nicht mehr hetzen dürfen, denn dann hätte ich ihn womöglich nicht mehr kontrollieren können, da hätte er dann zu sehr aufgedreht. So ungefähr war das, und ich bin in dieser Hinsicht recht zufrieden mit meinem Hund. Dafür haben wir halt andere Probleme. Liebe Grüße Birka
Thema: Nemo im Jagdglück


 
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