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Hallo Marita,
es tut mir sehr Leid für Dich, daß Du offensichtlich in Deiner Familie auch schon Krebs erleben mußtest und ich verstehe Deine Betroffenheit auf mein Posting an Thorsten. Ich habe übrigens nie vermutet, daß Thorsten einfach leichtfertig was schreibt, ich habe aus der Art, wie er geschrieben hat, eher geschlossen, daß er nicht ausreichend informiert ist. Aber du hast Recht: Natürlich ist es ungeheuer wichtig, einen Arzt zu haben, dem man vertrau. Abgesehen davon sehe ich die Dinge aus onkologischer Sicht aber anders als Du. Krebserkrankungen sind sehr vielfältig, das Wissen in den letzten Jahren ist nahezu explodiert. Es ist nicht möglich, daß sich jeder Arzt mit jeder Art von Tumor gut auskennt, dazu ist die ganze Sache einfach zu kompliziert. Nur ein Beispiel: Vor ca. 13 Jahren ist ein weitläufiger Verwandter einer sehr seltenen Krebsart erkrankt, genau 10 Jahre später erschienen Metastasen. Das ist bei dieser Krankheit so, das weiß man als Fachmann, aber sowohl Hausarzt als und auch ein zugezogener Internist haben etliche Wochen gebraucht, um die Diagnose zu bekommen. Nun weiß man bei dieser Erkrankung auch, daß die Lebenserwartung nach Auftauchen der Metastasen ohne oder mit der falschen Therapie im Durchschnitt nur noch ganz wenige Monate beträgt, d.h. die Zeit zerrinnt einem unter den Fingern. Ich konnte die Diagnose leider nicht beschleunigen, habe aber die Zwischenzeit genutzt, um auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand einen optimalen Therapieplan zu erarbeiten. Als der Verwandte dann in die Klinik kam, kannten die Ärzte dort diese Art von Tumor nicht und folglich auch nicht die optimale Therapie. Der leitende Chefarzt war zum Glück einer von der einsichtigen Sorte, ich hatte ihm alles "mundgerecht" vorbereitet, ihm Unterlagen zusammengestellt, mit Experten geredet und sowas alles, und der Chefarzt hat dann sofort mit diesen Leuten Kontakt aufgenommen, sich bestätigen lassen, daß ich mit meinem Therapievorschlag richtig lag und er hat das dann umgesetzt. Das (und natürlich das berühmte Quentchen Glück, das einfach dazugehört) hat dem Patienten noch 1 1/2 Jahre wirklich gutes Leben und ein sehr humanes Lebensende geschenkt. Und wenn ich mir -unabhängig davon- z.B. die 5-Jahresüberlebensraten anschaue nach Darm-OP und ich weiß, daß die zwischen 30 und 65% schwanken, je nach Klinik, wo operiert wird, dann gibt mir das auch zu denken. Ein Arzt, zu dem man Vertrauen hat, ist unerläßlich, schon für die Seele, aber reicht eben meiner Erfahrung nach nicht immer aus. Glück hat, wer beides findet. Liebe Grüße Birka
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