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Liebe Katja,
mein Hundeproblem ist hier kein Dauerthema, deshalb kann ich es Dir gerne schildern. Und wer nicht will, muß ja nicht alles lesen. Schön, daß Du Dich dafür interessierst.
Also: Vor knapp 2 Jahren wurde unser Rüde im Ausland von einem Pitbull in die linke Schulter gebissen, so daß er in einer Tierklinik geklammert werden mußte. Es sah ziemlich übel aus und der Hund hat viel Blut verloren. Wenige Stunden danach konnte er den Urin nicht mehr halten, d.h. tropfte mehr oder weniger stark, nicht ständig, aber mehrfach am Tag und auch beim Schlafen entstanden Pfützchen. Wir dachten erst an den Schock, dann an eine Blaseninfektion, die konnte ich aber mittels Combur-Test nicht nachweisen. Wieder zu Hause, wurde eine gründliche Blutuntersuchung durchgeführt mit Schwerpunkt Blase + Niere, die Werte waren o.B. bis auf einen leicht erhöhten BUN-Wert. Der Tierarzt vermutete einen Nierenschaden (was nicht ganz unplausibel war, weil Nemo sehr wählerisch frißt, aber das ist eine eigene Geschichte) und der Hund bekam lange Zeit Nierendiät, völlig erfolglos, was die Inkontinenz betraf. Gleichzeitig bekam ich die Aussage, daß die Prostata grenzwertig vergrößert ist. Nach einer völlig überflüssigen Bauchspeicheldrüsendiät, um den Appetit anzuregen, bin ich dann in eine hiesige Tierklinik zu einem Fachtierarzt für innere Erkrankungen, dort wurde die grenzwertige Prostatahypertrophie bestätigt, die Nierenhypothese falsifiziert. Ein großes Blutbild brachte keinerlei Anhaltspunkte für was auch immer. Der Hund bekam Tardastrex, Kastration wurde diskutiert, und der Hund hörte 1 Tag nach der Injektion auf zu tröpfeln. Einige Monate war Ruhe, dann begann die Tröpfelei von vorne. Ich bin wieder in die Klinik, diesmal war es ein anderer TA, der meinte, das Ganze hätte nichts mit der Prostata zu tun, sondern käme von einer Vorhautentzündung. Ich habe dennoch Tardastrex spritzen lassen + die Vorhautentzündung behandelt, nach vielleicht einer Woche hörte das Tröpfeln wieder auf, allerdings nur für 4 Wochen. Der Rüde bekam dann nochmal Tardastrex, und lief daraufhin richtig aus, also keine Tropfen mehr, sondern Seen, trotz Höchstdosis Caniphedrin. Ist nett bei einem Hund, der als Familienmitglied im Haus lebt und überall mit hin darf. Mit diesen 3 Diagnosen sind wir dann nach Gießen in die Andrologie. Das war im Frühjahr dieses Jahres. Die andrologische Untersuchung ergab keine Anhaltspunkte für die Tröpfelei. Der Ordinarius meinte, sowas hätte er noch nie erlebt, Nemo würde sich verhalten wie ein kastrierter Rüde, obwohl der Hormonspiegel im physiologischen Referenzbereich liegt. Jedenfalls waren sich alle einig, daß wir wissenschaftlich einen recht interessanten Hund haben und daß die Inkontinenz sicher nichts mit der Prostata zu tun haben kann. Woher die Inkontinenz kommt, wußte aber niemand, wir sind das ganze Spektrum an inneren Erkrankungen durchgegangen, ohne was zu finden oder auch nur plausible Hypothesen aufstellen zu können, es ist mir auch später nie gelungen. Immerhin wurde bei dieser Gelegenheit eine Cystitis diagnostiziert und behandelt, sicher hat sie das Auslaufen in dieser Phase verstärkt. Warum Tardastrex anfangs gewirkt hat, konnte aber niemand erklären, die Aussage in Gießen war, daß es gar nicht gewirkt haben kann. Da ich aber auf das Gegenteil hoffte und ja die "Wirkung" gesehen hatte, habe ich dem Hund im späteren Verlauf, als er wieder mal stärker tropfte, nochmals Tardastrex geben lassen, woraufhin er wieder massiv auslief. Damit war das Thema Antiandrogene für mich endgültig erledigt. Beim nächsten stärkeren Auslaufen wurden dann Struvit-Kristalle diagnostiziert, entsprechende Diät (3 Wochen mit Löffel füttern, weil ein Hund, der sowieso schlecht frißt, anders mit jeglicher Diät wohl nicht ernährbar ist), folgte, ohne Erfolg. Spannend: Ich habe das angesäuerte Futter abgesetzt, und der Hund war sofort danach fast dicht. Muß aber auch Zufall gewesen sein. Habe dann nochmals den Tierarzt gewechselt und es wurde die Wirbelsäule geröntgt. Deshalb gibt es jetzt die Diagnose Cauda equina und -was mit der Inkontinenz nichts zu tun hat- Arthrose. Allerdings hat der Hund vom Tröpfeln abgesehen überhaupt keine Symptome, weder welche, die auf Cauda equina hindeuten noch auf andere Erkrankungen, er ist ein ganz normaler, lebhafter Hund. Er hat jetzt Phenylbutazon-Injektionen bekommen, weil das manchmal bei durch Cauda equina bedingter Inkontinenz wirken soll, hat aber nicht. Das gleiche gilt für Traumeel, das kriegt er immer noch. Derzeit probieren wir eine Kombination aus Ephedrin und Incurin, weil ein TA aus der Schweiz, zu dem ich Kontakt habe, und auch Intervet der Meinung sind, daß Incurin trotz normalem Estradiolspiegel wirken könnte. Und wenn das bis nächste Woche nicht greift, gibt es Phenylpropanolamin, spricht Senioral, was Du vermutlich aus Gießen kennst, oder wahrscheinlich, wenn die Dosis hinkommt, eher Recatol mono, weil ich das in jeder Apotheke bekomme. Diese Substanz will ich aber als last line, zumindest bei Menschen wird sie als Appetitzügler eingesetzt, und mein Hund frißt ja sowieso schon so schlecht (tut er schon immer seit einer Sepsis im Welpenalter infolge eines Darminfekts). Außerdem brauche ich noch irgendeine Reserve, falls es sich verschlechtert, außerdem scheint es mit Phenylpropanolamin eine Resistenzbildung zu geben, das begeistert mich auch nur mäßig.Zusätzlich beunruhigt mich, daß wir die Caniphedrin-Dosis innerhalb weniger Monate auf 75 mg verdoppeln mußten, damit ist der Hund mit seinen 29 kg schon über der Höchstdosis drüber. Tja, das wäre im Grunde in aller Eile die Geschichte. Vielleicht fällt Dir ja noch was ein oder Du weißt etwas drüber, wie sich CES verzögern läßt, da habe ich noch nichts Vernünftiges gefunden. Schönen Abend für heute, gutes Eingewöhnen (ist schon ein Unterschied zu Neuseeland) und viele Grüße, Birka
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