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hihi, anbei eine Geschichte die ich grad gefunden hab :-)
Liebe Grüße,
Melanie
Es war mitten im Winter und das Försterhaus, in dem Förster Hubertus Magerquark und sein treuer Dackel Waldi lebten, war tief, tief eingeschneit. Von den Dachrinnen hingen lange Eiszapfen hinunter und aus dem Schornstein quoll dick der Rauch des Kaminfeuers in den blauen Winterhimmel. Dackel Waldi lag wie so häufig unter dem Sofa im Wohnzimmer und zählte seine Plastikknochen, während der Förster aus lauter Langeweile im ganzen Haus herumstöberte. "Waldi!", schrie Förster Hubertus Magerquark plötzlich vom Dachboden herunter nach seinem treuen Gefährten. Notgedrungen musste Dackel Waldi nun unter dem Sofa hervorkriechen. Was wollte sein Herrchen nur jetzt schon wieder von ihm? Mühsam trottete er die steilen Stufen hoch auf den Dachboden. Für solche Treppen waren seine kurzen Dackelbeine nicht besonders gut geeignet. Förster Hubertus Magerquark erwartete ihn inmitten allerlei Krimskrams, der sich im Laufe der Zeit auf dem Dachboden angesammelt hatte. Umringt von Spinnweben deutete er auf einen alten und eingestaubten Holzschlitten.
"Schau", sagte er mit deutlich wippenden Bartspitzen, "das ist ein Schlitten!" Waldi kläffte. Er wusste, dass das ein Schlitten war, aber das war doch kein Grund, ihn unter dem Sofa hervorzuholen. Oder? Es zog unangenehm kalt durch die Mauern hier oben. Ach, wie gemütlich war es dagegen im Wohnzimmer unter dem Sofa. Waldi seufzte. "Ich habe eine gute Idee", erklärte Hubertus Magerquark mit erhobenem Zeigefinger. Dackel Waldi verdrehte die Augen. Er ahnte sofort das Schlimmste. Hubertus Magerquarks Ideen waren nämlich selten gut.
"Waldi", erklärte er, "wir gehen Schlittenfahren!" Dackel Waldi streckte augenblicklich alle vier Beine von sich. Das war der äußerste Protest. Aber es half kein Kläffen und kein Wimmern, denn was sich ein Förster Hubertus Magerquark in den Kopf gesetzt hatte, das führte er auch durch. Da kannte er kein Pardon. "Komm!" meinte Hubertus Magerquark energisch und trug den Schlitten nach unten. Schon hatte er sich Jacke, Handschuhe und Mütze angezogen. Dackel Waldi bekam ebenfalls eine dicke knallgelbe Pudelmütze aufgesetzt und dazu noch einen genauso knallgelben Schal umgebunden. Eilig wurden noch die Schlittenkufen mit Wachs eingerieben, damit der Schlitten auch schön schnell laufen würde.
Ehe Dackel Waldi so recht wusste, wie ihm geschah, war er schon draußen in der Kälte. "Auf geht's!", rief der Förster fröhlich. Er blies den Atem aus roten Wangen in die Luft. Es dampfte. Bis zum nächsten Hang war es zum Glück nicht allzu weit. Trotz Zipfelmütze und trotz Schal schlotterte Waldi vor sich hin, denn er saß ja nur auf dem Schlitten und ließ sich von Förster Hubertus Magerquark ziehen. Mit seinen kurzen Dackelbeinen wäre er auch sicherlich im tiefen Schnee steckengeblieben. Dackel sind nun mal keine guten Schneehunde. Förster Hubertus Magerquark hingegen schnaufte und schwitzte ganz schön, bis sie nach einer Weile oben auf dem kleinen Hügel angekommen waren. Waldi kam der Hang ziemlich steil vor. Tatsächlich war der Hang sehr, sehr steil, und ab und zu stand sogar ein knorriger Baum in der Schlittenbahn. Dackel Waldi sah sich schon mit gebrochenen Beinen im Krankenhaus liegen. Er kläffte ängstlich. Aber alles Kläffen konnte Förster Hubertus Magerquark nicht davon abhalten, genau diesen Hügel mit dem Schlitten hinunterrauschen zu wollen.
"Du sitzt vorne, Waldi!", befahl er mit lauter Stimme. Waldi knurrte, aber der Förster ließ nicht mit sich reden. Befehl war Befehl. Und anstatt eines Sturzhelmes hatte Waldi nur eine Pudelmütze auf dem Kopf - ob das wohl gut gehen würde? Schließlich nahm Dackel Waldi allen Mut zusammen und setzte sich nach vorne auf den Schlitten. Förster Magerquark zog ihm den Schal noch etwas enger, dann waren sie soweit.
"Jetzt aber los!", schrie Förster Hubertus Magerquark und schob den Schlitten ein Stück an. Gerade noch gelang es ihm sich mit auf den Schlitten zu setzten. Ansonsten wäre Dackel Waldi alleine den Hang hinuntergesaust. Schnell gewann der Schlitten an Geschwindigkeit. Ein eisiger Fahrtwind pfiff an Dackel Waldis triefender Nase vorbei. Hoffentlich hole ich mir keinen Schnupfen, dachte er missmutig. Immer steiler wurde der Hang, und immer schneller wurde die Fahrt.
"Juhe!", rief Hubertus Magerquark, aber aus dem ]]Juhe![[ wurde schnell ein lautes ]]Oh weh![[, denn eine dicker, dicker Baum tauchte direkt vor ihnen auf. "Drück auf die Bremse!" bellte Waldi, aber dann fiel ihm ein, dass Schlitten gar keine Bremsen haben und dass der Förster sein Bellen sowieso nicht verstand.
"Duck dich!", schrie Förster Hubertus Magerquark, Schnee stob auf und in allerletzter Sekunde gelang es ihm den Schlitten noch herumzureißen. Mit vollem Tempo rauschten sie unter einem tief hängenden Ast hindurch. Beinahe wäre Waldis Zipfelmütze an dem Ast hängen geblieben. Es war knapp gewesen. Sogar sehr knapp. Aber den beiden blieb keine Zeit zum Durchschnaufen, den schon ging die tollkühne Fahrt weiter. Dackel Waldi krallte sich mit seinen Pfoten auf dem Schlitten fest so gut es nur ging. Förster Hubertus Magerquark saß auf dem hinteren Teil des Schlittens und hielt mit Mühe seinen Försterhut fest. Das es so schnell den Hügel hinunter gehen würde, das hätte er nicht gedacht. Und schon drohte die nächste Gefahr. Waldi riß die Augen weit auf.
Es sah aus wie eine Schanze. Und es sah nicht nur wie eine Schanze aus, es war auch eine Schanze! Oh Schreck! Nun kläffte der kleine Dackel Waldi los, was das Zeug hielt. Sein Dackelherz sank ihm vor Angst fast in die Hose. Noch fester presste er sich auf den Schlitten. Das konnte nicht gut gehen. "Keine Panik, Waldi, die nehmen wir mit links!" schrie Förster Hubertus nach vorne zu seinem Beifahrer. Förster Magerquark schien keinerlei Angst zu kennen. Und das in seinem fortgeschrittenen Alter. Dackel Waldi verstand die Welt nicht mehr. Die beiden tollkühnen Piloten rasten auf ihrem Schlitten mit einem Affenzahn auf die Schanze zu. Waldi schloss die Augen. Jetzt half nur noch die Hoffnung. Der Schlitten machte einen R i i i i i i i i e s e n s a t z über die Schanze. Für einen kurzen Moment, der Dackel Waldi ganz lange, unendlich lange fast, vorkam, war alles ganz, ganz still. Beinahe war es so, als würden sie schweben, losfliegen mitten in die Winterwelt hinein, wie ein Vogel, aber dann, ja dann fielen sie mit viel Getöse und Gerumpel und in vollem Steilflug in den tiefen, tiefen Schnee.
Dackel Waldi zischte Kopf voran, oder besser gesagt Zipfelmütze voran, in eine kleine Schneeverwehung. Förster Hubertus Magerquark musste den Schlitten ebenfalls loslassen und plumpste mit dem Hintern voran in den Schnee. Der Schlitten verabschiedete sich daraufhin mit einem leisen Zischen und sauste alleine den restlichen Hang hinunter. Dackel Waldi verwandelte sich in einen Schneeball und kullerte dem Schlitten hinterher. Von ihm war nur noch die gelbe herumwirbelnde Zipfelmütze zu erkennen. Förster Hubertus Magerquark erging es nicht viel besser. Er rollte im tiefen Schnee seinem Dackel und dem Schlitten hinterher, bis er unten gegen einen Baum rumste. Der Rabe, der zufällig auf dem Baum saß, gegen den der Förster gerumpelt war, wäre vor Lachen fast von seinem Ast herunter gefallen. So etwas Witziges hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Das musste er all seinen Rabenfreunden erzählen.
Dackel Waldi hatte sich zuerst von dem Schreck erholt, befreite sich aus seiner kleinen Schneelawine und sprang zu seinem Herrchen. Förster Hubertus Magerquark brummte der Kopf. Über und über war er mit Schnee bedeckt und so sah er fast aus wie ein Schneemann, mit seiner dicken, rote Nase, die aussah wie eine Karotte und mit seinen großen Augen, die an zwei kleine Äpfel erinnerten. Waldi schaute ihn treuherzig an.
"Schon gut", knurrte Hubertus Magerquark, "alles in Ordnung." Jetzt hatte er genug vom Schlittenfahren. Schnell zog er Dackel Waldi wieder nach Hause. Dort setzten sie sich neben den warmen Ofen und tranken heißen Tee. Förster Hubertus Magerquark dachte angestrengt nach. "Weißt du, Waldi", meinte er nach einer Weile, "ich glaube, morgen gehen wir besser Skifahren!"
Autor: Volker Bauer
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