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14.11.01 -- SteffiK

RE: Diskussionspartner gesucht - Beate/Clicker *lang*














Hi Beate,

wegen übergroßer Faulheit stelle ich dir meine nagelneuen Homepage-Artikel 'rein, da gibt es bestimmt ein paar Diskussionspunkte ;-))

Liebe Grüße
Steffi

Unser (Um-)Weg zum Clicker



Unsere erste Begegnung mit dem Clicker liegt schon Jahre zurück und verlief wahrscheinlich "klassisch": Der erste eigene Hund kam ins Haus, Erziehung wurde zum Thema, das Netz durchforstet. Ich stieß auf die Seite www.clicker.de, auf www.yorkie.ch, ich bestellte ein paar Clicker, wir probierten es aus. Filou lernte "Pfote geben", und das sehr schnell. Weiters wussten wir aber nichts mit dem Kasten anzufangen, wir haben Filou ins "Sitz" gedrückt, an der "Nase" ins Platz geführt, mit der Leine ins "Fuß" geruckt...

Nun, man lernt ja weiter und nie aus! Und auf dem Weg durch all die verfügbare Hundeliteratur in vielen Medien wurde mir schnell eines klar: Ich muss meinen Hund erst verstehen lernen, um mit ihm kommunizieren zu können und damit die Basis für eine erfolgreiche und beide Seiten befriedigende Erziehung zu schaffen. Der Weg dorthin ist tatsächlich steinig und mühsam, und das schlimmste ist: All meine Fehler wurden mir brutal jeden Tag an unserem Filou vor Augen geführt. Unser Hütehund jagte mit Leidenschaft Vögel, Hasen, Rehe; er ging mit unglaublicher Freude angeleinte Hunde an und zwickte sie in erreichbare Körperteile; er hielt "Komm" und "Hier" für alltägliche Geräusche bzw. verband sie mit eher Unangenehmen, da wir ihn, wenn wir ihn holen mussten, auch schon gestraft hatten. Die Liste lässt sich ohne weiteres mit Anspringen fremder Leute, Beißen in Hände und Schals usw. fortsetzen. (Falls Ihnen das jetzt bekannt vorkommt, wird es höchste Zeit, die Ärmel hochzukrempeln und etwas zu tun!)
Bei all diesem "Trouble" war uns Filou trotzdem immer ein angenehmer Hund, er bügelte diese Fehler immer mit seinem freundlichen Wesen aus. Wir hatten auch niemals Dominanzprobleme, die viel zu oft für Probleme mit dem Hund herhalten müssen. Viel mehr war er unsicher, wir nicht konsequent und erfahren genug, um dies zu erkennen und ihn korrekt zu leiten.

Unsere erste Lektüre hieß "Mein Hund macht was er will" (Gerd Ludwig), enthielt ein paar oberflächliche Anleitungen, die wir aber wieder nicht Willens und motiviert genug waren durchzuziehen. Die Odyssee führte über Umwege dann zu "Was tu ich nur mit diesem Hund?" (Eric H. W. Aldington), der uns in manchen Punkten schon die Augen öffnete, mir in vielem aber schon zu altertümlich erschien, auch konnte ich Filou in dieser Ausrichtung auf Dominanzprobleme eben nicht erkennen. Aldington führte mich aber zu Günther Bloch's "Der Wolf im Hundepelz", von dort ging es weiter zu "Positiv bestärken - sanft erziehen" (Karen Pryor). Ich las und las. Mittlerweile hatten wir uns schon zu einem Zweithund entschieden, Peggy kam ins Haus. Sie stand von Anfang an über Filou, schon mit ihren 13 Wochen, mit denen sie hier einzog. In ihrem ruhigen Wesen lag der Schlüssel zu unserer Erziehungswandlung. Dank fähiger Mithilfe in vielen Foren im Internet, wie etwa auf www.hunde.com, und weiterer Recherche in Printmedien haben wir dann vor etwa einem Jahr den Clicker wieder ausgegraben und uns "durchgebissen".

Der Schritt von der Theorie in die Praxis ist nicht leicht!! Die verfügbaren Clickerbücher "Clickertraining", "Clickertraining für den Familienhund" (Birgit Laser) und "ClickerTraining für Hunde" (Martin Pietralla) liefern zwar gute Ideen, dennoch hat man ständig das Gefühl, "bei meinem Hund ist es aber anders". Es gilt tatsächlich Augen zu und durch: Ich nahm den Clicker mit auf den Spaziergang mit Peggy, bestärkte eher zufällig den Blickkontakt (etwas, was sie mit freiwillig anbot), sie blieb in meiner Nähe, ich clickte weiter und weiter, bis sie nur noch C+B erhielt, wenn sie links neben mir lief. Unsere erste erfolgreiche Übung war das "Fuß" mit Peggy! Ohne Leine und ohne körperliche Einwirkung auf den Hund hatte ich erreicht, dass unser Mädchen freudig mit erhobener Rute und Blickkontakt neben mir lief, mitunter freiwillig einen ganzen Spaziergang lang.
Auch mit Filou ging es wieder aufwärts. Unsere Spaziergänge vollbrachten wir nun mit Geschirr und langer Schleppleine, bewaffnet mit Clicker, Ball und Leckerlis. Leider wurde unser vielversprechendes Training durch seinen frühen Unfalltod beendet. Ich bin mir aber sicher, auch durch das Clickern hätte ich auch mit ihm wieder eine freudige Arbeitsbasis gefunden.

Ergänzend zum Clicker habe ich viel über korrektes Spiel, Calming Signals (=Beschwichtigungssignale) und Körpersprache gesucht (ergänzend dazu z.B. "Welpenspielstunde" von Gabriele Niepel, Literatur von Turid Rugaas). Mittlerweile glaube ich, dass schon allein durch Ruhe, Konsequenz und eindeutige Körpersignale meinerseits, Beachtung der Signale des Hundes und befriedigendes Spiel du Beschäftigung eine Basis geschaffen werden kann, die ohne jede Unterordnung im Sinne von Befehlserteilung ein angenehmes Zusammenleben mit dem Hund ermöglicht. In dieser Grundlage, der vertrauensvolle Beziehung zum und mit dem Hund, sollten Sie ihre Pflicht sehen, die Befehle als Kür, als partnerschaftliche Übereinstimmung, die ein Miteinander-Leben ihres Hundes mit Ihnen und in der Gesellschaft ermöglicht: Das Zauberwort heißt "Bindung". Arbeiten Sie daran!

Mit Bhyi-Bo erhielten wir die Chance, alles noch einmal und vor allem besser zu machen. Und tatsächlich haben wir natürlich unsere alltäglichen Reibungspunkte, doch unsere Beziehung hat mittlerweile ein Fundament, auf dem sich stattliche Häuser errichten lassen können.



Was ist Clickertraining?



Was ist Clickertraining? Diese Frage wird auf den entsprechenden Internetseiten (www.clicker.de, www.yorkie.ch - Clickerforum) ausführlich behandelt. Auch die erhältliche deutsche Literatur, "Clickertraining" von Birgit Laser und "ClickerTraining für Hunde" (Martin Pietralla), oder tiefergehend "Positiv bestärken- sanft erziehen" (Karen Pryor), bietet dem Laien verständliche Erklärungen. Deshalb werde ich mich hier möglichst kurz fassen.

Stark vereinfacht gesagt heißt Clickern, erwünschtes Verhalten zu bestärken und unerwünschtes zu ignorieren. Um erwünschtes Verhalten richtig und punktgenau zu bestärken, führen wir ein immer beständiges Geräusch ein, dass dem Hund sagt, "das war richtig, jetzt gibt es eine Belohnung" (dieser Vorgang, also die Einführung eines Geräuschs als Versprechens auf ein Leckerli, heißt "operantes konditionieren"). Das Geräusch (das Versprechen auf Belohnung) ist der Clicker, kann aber auch etwas anderes sein, z.B. ein Marmeladendeckel, ein Kugelschreiber, ein Zungenschnalzen etc. Zur Einführung des Geräuschs bzw. des Clickers bereitet man ein tolles Leckerli vor, clickt und gibt dem Hund die Belohnung (click ist im Folgenden "C", Belohnung "B"). Stellen Sie sich nicht steif in den Raum, sondern bewegen sich ruhig durch's Haus, damit der Hund nicht z.B. "Wohnzimmer+C"=B verknüpft. Sobald Sie bemerken, dass der Hund sein B erwartet oder einfordert, wenn es C gab, hat er das Geräusch mit der Belohnung verknüpft und Sie können eigentlich anfangen. Die Belohnung muss im weiteren Training nicht immer aus einem besonderen Leckerli bestehen, ich nehme oft z.B. eine andere Sorte Trockenfutter. Die Futterstückchen sollten bloß klein genug sein, dass der Verzehr problemlos und schnell erfolgen kann. Auch können Sie den Hund mit einem Ballwurf oder anderem Spiel belohnen, oder beim Fußüben z.B. mit der Freigabe zum Schnüffeln. In der Beobachtung Ihres Hundes liegt der Schlüssel zur besten Belohnung. Ihr Hund will gerade unbedingt zum Spielpartner, Sie wollen aber, dass er zuerst noch absitzt und abgeleint werden kann. Verzweifelt versuchen Sie ihm noch das Leckerli für das korrekte Sitz ins Maul zu schieben, was er aber ausspuckt... er will auch jetzt kein Leckerli, er will spielen! Geben sie ihn also nach dem C als B frei.

Aber hier sind wir ja schon mitten im dicksten Training... damit Sie und ihr Hund das Prinzip des Clickerns ausprobieren und verinnerliche können, ist es am einfachsten, eine unspektakuläre Übung zu machen oder z.B. ein kleines Kunststück einzuüben. Dazu können Sie ganz einfache Sachen machen, wie z.B. einen Jogurtbecher mit der Nase berühren oder durch den Raum schieben oder ins Maul nehmen, eine Fliegenklatsche mit der Nase berühren (etwas mit der Nase zu berühren bzw. diesem Gegenstand auch zu folgen, kann sehr hilfreich zum Beispiel beim Fußgehen oder im Agility sein), eine Pfote anheben oder ähnliches... viele Ideen gibt es bei www.spass-mit-hund.de. Wenn Sie zu zweit sind, ist folgende Übung ganz hilfreich: Ihr Partner hält dem Hund beide Fäuste hin, in der einen befindet sich ein Leckerli. Wenn der Hund die Hand ohne Leckerli mit der Nase berührt, clicken Sie und der Hund bekommt das Leckerli. Hier haben Sie den Vorteil, dass der Hund seine Aufmerksamkeit vom Futter weglenken muss, um zum Erfolg zu kommen. Sie sollten ohnehin darauf achten, immer erst zu clicken und dann zum Leckerli zu greifen. Das ist gar nicht so einfach! (Falls Ihnen ständig ein Partner fehlt, interessiert Sie eventuell das Helfernetzwerk von Birgit Laser: www.laserdogs.de. Auch bei www.clicker.de und www.spass-mit-hund.de gibt es Clickerfreunde, die Gleichgesinnte suchen zum Austausch und gemeinsamen Üben.)

Am Anfang sollte Ihre Clickfrequenz auch recht hoch sein, ca. 10 Clicks in der Minute, damit der Hund erreichbare Ziele erkennt. Das heißt, Sie müssen die Übung in viele kleine Teilschritte zerlegen, über deren Bestätigung ihr Hund zum Endergebnis gelangen kann. Und hier liegt auch der Schlüssel des Erfolgs: Der Hund erarbeitet die Übung quasi selbst, Sie müssen ihn nicht mit einem Leckerli über den Kopf ins Sitz führen, ihn nicht an der Leine rupfen, ihm nicht den Hintern herunterdrücken und sich auch nicht auf die Leine stellen, damit er im Platz liegen bleibt. Für sogenannte "Crossover"-Hunde, also solche, die mit herkömmlichen meist aversiven Methoden (d.h. über Meideverhalten, z.B. strafft sich die Leine, gibt es einen Ruck) erzogen wurden, ist die Umstellung auf Clicker und damit das eigenständige Aktiv-Werden oft nicht einfach. Verzweifeln Sie also nicht, wenn Ihr Hund bloß daliegt und Ihnen keine Handlungen anbietet, bestärken Sie vielmehr auch kleine Dinge, z.B. ein einfaches Wegschauen zur Seite, daraus könnten sie ja irgend wann ein "Nein"-Sagen machen... die Welt der Kunststückchen ist groß und bereitet im Allgemeinen Hund und Halter nicht nur sehr viel Spaß, sondern wird Ihre Beziehung in der gemeinsamen Aktivität stärken, besser als es jede Unterordnung im Streben um Rangpositionen jemals tun wird.

Übrigens beendet der Click die Übung. Das ist für viele verwirrend - wenn ich "Platz" übe und dann clicke, dann könnte der Hund ja "ungestraft" aufstehen?? Aber es ist korrekt: Click heißt, prima, hol dir deine Belohnung, das war richtig. Hier öffnet man im Clickertraining ein sogenanntes Zeitfenster. Die Zeit, die der Hund im Platz liegen soll, wird einfach schrittweise verlängert. Der auflösende Click kommt dann also später. Achten Sie aber unbedingt wieder auf die kleinen Teilschritte, der Hund muss die Zeit auch aushalten können, sonst können Sie ja nichts bestärken!

Warum der Clicker? Oft wird gefragt, warum man denn den Clicker einsetzen soll, wenn man doch z.B. die Stimme direkt parat hat. Wichtig für die positive Bestärkung ist das richtige Timing. Kommt ihr Versprechen auf Belohnung zu spät oder zu früh, verfehlt es seine Wirkung. Mit der Stimme geschieht dies oft, auch verwendet man das erwählte Wort vielleicht im Alltag oder als Belohnung. Ein hohes "Feiiiiiiiiiiiin" mit ein paar Laufschritten ist z.B. für unseren Bhyi-Bo schon ein Hit. Der Bestärker soll aber bloß ein Versprechen darstellen, wir erinnern uns, wir konditionieren ein Geräusch als Versprechen für eine Belohnung, um es als Verstärker für die gezeigte Handlung des Hundes einzusetzen. Und noch ein Wort zum Timing: Manchmal muss man in Bruchteilen von Sekunden bestärken, z.B. beim Pfotengeben: Wenn der Hund sein Gewicht auf die linke Pfote verlagert, und sie wollen ihn zum Anheben der rechten Pfote animieren, ist dies ein guter Zeitpunkt zum Clicken! Oder wenn er bei der Platzübung seinen Kopf senkt oder mit den Beinen ansatzweise einknickt. Oder...
Den Clicker kann auch jemand anders betätigen, Ihre Stimme nicht.

Der Clicker gibt Ihnen auch die Zeit, nach dem Leckerli zu greifen oder dem Ball etc. Sie haben Ihrem Hund schon gesagt, das war super! Jetzt widmen Sie und er sich der Belohnung. Damit ist auch das Argument der Kritiker, Clickern degradiere den Halter zum Futterautomaten, aus der Welt. Ich muss nicht futterbeutelschwingend oder Leckerli-an-der-Nase-führend meinen Hund zur Arbeit motivieren. Ohnehin ist, wie eingangs gesagt, die beste Belohnung immer noch das, was den Hund gerade am meisten interessiert (oder ablenkt). Natürlich können Sie ihn keine Hasen jagen lassen... aber ein Spiel mit einem Ball an der Schnur ist ja in diesem Fall vielleicht auch ganz nett! (Vergessen Sie aber nicht, dass Sie eigentlich üben wollen. Das Spiel sollte also kurz sein - wenn sich Ihr Hund zu sehr hineinsteigert, wird sehr wahrscheinlich keine Arbeitsatmosphäre mehr aufzubauen sein. Wägen Sie also ab!)

Wenn die Übung sitzt, wird ohnehin zur Zufallsbestätigung übergegangen, d.h. Sie bestärken nur noch jedes 2. mal, jedes dritte, und dann unvorhersehbar für Ihren Hund z.B. das dritte, dann das siebte Mal, dann 9 und 10 etc. (Ein Beispiel von Filou: Ab und zu ging das Gartentor auf, wenn er mit Anlauf dagegen sprang. Ab und zu heißt, erst jedes Mal, dann - als wir es erkannt hatten - nur noch sporadisch, immer dann, wenn wir Besuch hatten, der das Tor nicht richtig schließen konnte. Filou zeigte dieses Verhalten sicher und beständig.) Wenn Sie in diesem Stadium angekommen sind, ist es übrigens Zeit für die Signaleinführung! Wenn Sie sich ganz sicher sind, dass Ihr Hund das gewünschte Verhalten zeigen wird, sagen Sie unmittelbar vor der Handlung das erwählte Signal. Das Verhalten wird dann bestärkt (hier dürfen Sie auch wieder öfter bestärken). Ganz wichtig ist der nächste Schritt: Ohne vorhergegangenes Signal wird das gezeigte, wenn auch richtige Verhalten nicht mehr bestärkt. Die Spielregeln haben sich verschärft, aber Sie sind nun mal der Spielleiter.

Eine gute Ergänzung zum Clicker ist z.B. ein Zungen"clock", also wenn Sie die Zunge mit Spannung vom Gaumen fallen lassen. Ein bisschen Übung und dieses "Clock" hört sich immer ziemlich gleich an, auch wenn sie genervt sind, ängstlich oder gar panisch! Es ist schön leise, sie haben die Hände frei und vor allem, sie können es nicht vergessen und zuhause liegen lassen. Ich würde trotzdem einen Clicker bzw. ein lauteres Geräusch konditionieren, falls sie auf Distanz arbeiten wollen.

Clickertraining ist vor allem eins: stressfrei. Wie Sie erkennen, wann Ihr Hund Stress hat, dazu gibt das Kapitel Calming Signals Hinweise. Es ist aber auf keinen Fall antiautoritär, wie viele Kritiker oft anmerken, und auch degradiere ich mich nicht zum Futterautomaten. Vielmehr nutze ich ganz einfache Lernstrategien und kombiniere Sie mit der unaufhörlichen Beobachtung meines Hundes.
Thema: Diskussionspartner gesucht


 
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