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13.11.01 -- Stephan Eckner

RE: Jagdtrieb was tun???

 














Ach ja, als reine Ergänzung zu meinen Statements zum Thema TeleTak. Mein armer Hund mußte bislang 2x Bekanntschaft mit seinem Elektrozaun machen, seitdem meidet er ihn.
Das sehe ich glashart: Hat er sich selber zuzuschreiben wenn er drangeht. Und das ist halt ein normaler Schafzaun...also nichts was ihn umbringt.

Den TeleTak mußte es bislang dreimal ertragen, und daß nur in einer Stärke, daß man ihm anmerkt, daß er mitbekommt, da ist etwas. (Die Dinger sind regelbar)
Da ist die Stromstärke sogar noch geringer als am Zaun, und den faßt meine dreijährige Nicht an und lacht sogar noch.

Jetzt kann man mir den Vorwurf machen, ich hätte ihn nur früh genug richtig erziehen müssen. DEN Einwurf laß ich sogar gelten. Das Problem dabei war, wir haben Nanook vom Züchter mit 11 Wochen bekommen, und kennen ihn, seit er 4 Wochen alt ist. Er zeigt keinerlei Verhaltensauffälligkeiten, war weder der Alpha noch der Omega.
Nur als wir ihn dann zu uns holten, stellte sich heraus, daß er massivste Mängel in der Sozialisierung hatte. Er war von einem älterem Züchterehepaar auf dem Land, die sich hingebungsvoll um ihre Tiere kümmern. Sie haben aber leider nicht darauf geachtet, daß ein Hund auch auf Menschenmengen trifft, auf Skateboards, Inlineskater, Fahrräder.
Bei all dem, was man im normalen Leben trifft, hatte er Angst. Ich wär im Traum nicht darauf gekommen, daß ein Welpe sich in der neuen Umgebung so traumatisiert zeigen konnte, wo er doch sonst immer so normal wirkte.
Und das traumatisierte Verhalten zeigte er von der ersten Minute an...er hat bei uns nie schlechte Erfahrungen mit diesen Reizen gehabt.

Wir haben es also auf die liebevolle Art und Weise versucht, aber wenn er Angst bekam, war er fast autistisch...er hat auf keinen einzigen Reiz mehr reagiert, außer dem, vor dem er Angst hatte.

Wir haben uns dann sehr schnell Hilfe geholt, von einem Tiertrainer der den Ruf hatte, sehr sanfte Methoden zu benutzen, und der zudem einen sehr guten Ruf als "Hundepsychiater" besaß. Gebracht hat es dem Hund nichts, nur ich nutze das Wissen um Bachblüten noch heute.

Der Hund war völlig verunsichert und auch vom Selbstbewußtsein lang nicht mehr das, was er noch als kleiner Welpe in seinem Rudel war.

Dann haben meine Freundin und ich uns getrennt und wir sind überein gekommen, daß ich ihn mit aufs Land nehme, um ihm den Streß nicht auszusetzen. Dort habe ich mich auch einem neuen Trainer umgesehen und habe ihn auch gefunden.

Seit er aus der Stadt raus war, war endlich an sowas wie Erziehung zu denken (er war da schon über 1 Jahr), alles was wir vorher gemacht hatten wurde immer wieder durch seine Panikattacken torpediert. Ein Tier das Angst hat, lernt nunmal nichts.

Die Erziehung ging auch so lala vonstatten, wie das halt so ist, wenn man viel nachzuholen hat. Er macht mir immer noch in die Bude, wenn er meint, ich hätte ihm Unrecht getan, oder ich wär zulange weg gewesen. Aber was solls. Hat was von ner Katze, die einem auch sewhr genau zeigt, wo es lang geht. Falls mir da jemand nen Tip geben könnte wäre ich sogar sehr dankbar.

Nur mit seinen Panikattacken war nicht zu spaßen...alles Liebe nützte nichts. Meine neue Trainerin holte sich sicherheitshalber Rat von mehreren anderen Trainern, die alle der Meinung waren: Da muß er durch.
Seitdem mußte er zweimal die Woche ein Streßtraining durchlaufen, bei dem er immer wieder den Faktoren ausgesetzt wurde, die ihm Angst machen. Hätte ich diese Methode zu Anfang knallhart verfolgt, hätte ich mir viel Ärger ersparen können. Das hat er das ganze zweite Lebensjahr absolviert...kann ja mal jeder ausrechnen was mich der Spaß so alles gekostet hat bislang.
So merkwürdig es sich anhört, seitdem ist er regelrecht aufgeblüht...er hat kaum noch Angst bei den meisten Reizen, läuft vor Fremden nicht mehr davon. Er wird nie ein Hund werden, der Fremde schwanzwedelnd begrüßt, (die normale Annäherungszeit bei Frauen beträgt ca. 30 min- 2 Std., bei Männern bis zu mehren Wochen), aber das muß ja auch nicht sein.

Tja...und dann hat er irgendwann mal im Garten Erfolg damit gehabt Tauben im Flug zu fangen. Seitdem jagt er Tauben (aber meist nur Tauben). Er verfolgt Eichhörnchen bis in zwei Meter Höhe auf die Bäume (schonmal nen Husky in zwei Meter Höhe wie ne Katze am Stamm hängen sehen?).
Und seit er festgestellt hat, daß Kühe und Pferde sich vortrefflich treiben lassen, tut er auch das.
Tja...und Katzen kennt er halt nicht...und damit gehören auch sie ins Beuteschema.

Wer jetzt glaubt, ihm andere Ziele für seinen Jagdtrieb zu geben bringt was: Ich habs versucht, wochenlang. Ich habs auch versucht mit "ins Platz legen", mit Kette und wer weiß noch alles. Ende vom Lied...ich hatte Muskeln wie seit Jahren nicht mehr, ne gebrochene Schulter und nen Hund, der jetzt noch besser Haken schlagen konnte.
Ich habs mit müdemachen versucht. Stundenlanges Radfahren...ihn kilometerweit ziehen lassen. Und? Ich hab nen Hund, der im Winter jetzt 95 Kilo über 35 Kilometer zieht ohne mit der Wimper zu zucken, ich hab danach nen steifen Hintern und das nächste Karnickel ist wieder seins.

Das ist ein kleiner Bruchteil dessen, was ich bislang mit dem kleinen Racker erlebt habe, und ich muß sagen, ich liebe ihn über alles. Aber ich bin auch sehr entzückt, über eine weite Distanz Einfluß auf meinen Hund zu haben, wo er sonst sagen würde: Leck mich.

Bin nach wie vor offen für alle konstruktiven Vorschläge, aber wer meinen Dickkopf und zugleich Sensibelchen kennt, hat bislang irgendwann achselzuckend reagiert.

Wer jetzt aufjault, weil ich doch schreibe, er sei sensibel: Von allen Maßnahmen zur Bildung eines Meideverhaltens, scheint er den Tacker am wenigsten Krum zu nehmen, warum weiß ich allerdings auch nicht.

So und nun gute Nacht,
Ich hoffe ich hab allen Tierschützern, Autoritätsfeinden und Besserwissern nun genug Munition geliefert.
Ich möchte davon ausdrücklich bislang die Postings in diesem Forum ausnehmen, die im allgemeinen sehr konstruktiv sind.
Jetzt gehts mir besser, nachdem ich meinen Frust mit meinem Hund, anderen Hundehaltern und Neunmalklugen der letzten Zeit abgelassen habe. Nichts gegen euch...aber es schlaucht manchmal schon sehr.

Und hier gibts noch mal nen Foto von meinem Lieblingsracker als Welpe.

Gruß Stephan


Thema: Jagdtrieb was tun???


 
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