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21.09.01 -- Kathi

RE: Fertigfutter - so war es früher!














Hallo Ilka,

hier einige Texte aus der "Vorzeit":

"Es erübrigt mir nur noch einige Worte über Fütterung des heranwachsenden Hundes zu sagen, welche, neben
ausreichender Bewegung, sorgfältiger Hautpflege und harter Haltung im Freien, die Entwicklung in
ausschlaggebender Weise beeinflußt. Die Nahrungseinfuhr in den wachsenden Tierkörper liefert
ausschließlich den Stoff zu dessen Aufbau. Sie hat also nicht allein den durch Stoffwechsel hervorgerufenen
Verbrauch zu ersetzen, sondern auch das Material für die Neubildung (Wachstum) herbeizuschaffen. Der
wachsende Körper hat mit einem stetig zunehmenden, doppelten Fehlbetrag seines Haushaltes zu rechnen und
bedarf deshalb, zur Herstellung des Gleichgewichtes, einer vermehrten Nahrungszufuhr. Damit ist schon
festgestellt, dass eine mangelhafte Fütterung im ersten Lebensjahre, hauptsächlich während der ersten sechs
Monate, Nachteile hervorrufen muß, die später auf keine Weise mehr ausgeglichen werden können!
Bezüglich der Beschaffenheit des Futters sind die natürlichen Verhältnisse allein bestimmend. Der Hund
gehört in die Ordnung der Raubtiere, und deshalb ist Fleisch, am besten frisches, rohes Fleisch, wenigstens in
den ersten zehn Lebensmonaten, das vorzüglichste Futter. Jeder auf schlecht angebrachte Sparsamkeit
zurückführende Mangel an Güte oder Menge des Futters rächt sich auf bittere Weise durch schlechte
Körperentwicklung im ersten Lebensjahr, die am besten vergleichbar ist mit dem schlecht angelegten
Fundament eines Hauses.
Der junge Hund muß gut und reichlich mit Fleisch (Pferdefleisch) in Verbindung mit Milch, Brot und anderer
Pflanzennahrung (Erbsen, Hafer, Reis, Bohnen, Linsen) gefüttert werden; bis zum vierten Monat erhält er
täglich dreimal, bis zum achten Monat zweimal Futter; von da ab wird einmal, am besten mittags, gefüttert.
Alle Gewürze, wie sie sich stets in Küchenresten finden, sind streng zu vermeiden, dagegen ist ein kleiner
Zusatz Salz sehr empfehlenswert.
Als ein ganz vorzügliches Futter, auch für ausgewachsene Hunde, habe ich die "Hunde-Suppe" der
Konserven-Fabrik Heinrich Holzmann in München X. in den letzten Jahren erprobt. Dieses Futtermittel in
Mehlform ist von hohem Nährwert, billig und wird lieber gefressen als die "Hundekuchen". Für Hunde im
ersten Jahre empfiehlt sich, wie bereits bemerkt, ein angemessener Zusatz von frischem Pferdefleisch.
Während der heißen Jahreszeit füttere man allen Hunden häufig Sauermilch."

Aus: "Die Dressur und Führung des Gebrauchshundes" von Oberländer. Neudamm, 1904

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"Die Ernährung muß eine bekömmliche und genügende, doch nicht zu üppige sein. In letzter Hinsicht wird bei
sehr vielen in Familien gehaltenen Hunden mehr gesündigt als durch zu magere Kost. Bis zu einem Jahre gibt
man einem Hunde täglich dreimal Futter, und zwar morgens abgekochte Milch (1/4 - ½ l) und etwas Brot.
Mittags warmes Fleisch und weiche Knochen; nachher ein Stück Hundekuchen trocken. Das Fressen darf
nicht kalt und fettig sein, aber auch ja nicht zu heiß. Etwas Suppe, doch kein kleiner See, ist vorteilhaft beim
Mittagsmahle beizugeben, wie ich überhaupt feuchte Fütterung so gut halte. Abends wieder etwas Milch und
Brot oder warme Fleischsuppe mit etwas Fleisch und Brot. Auf keinen Fall so viel, wie Mittag ...

Gesalzene Fleischreste halte man fern, doch braucht das Mahl deshalb nicht ganz geschmacklos sein.
Hunde über einem Jahre erhalten, vorausgesetzt, dass sie nicht schwächlicher Gesundheit sind, morgens ein
wenig Milch mit Brot, Mittags ausgiebig warmes Fleisch, Brot, Reis und Hundekuchen abwechselnd ..."

Aus: "Wie erziehe und dressiere ich meinen Hund?" von Tom Morgan. Berlin, 1922

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"Ich habe Hunde bei aller möglicher Kost gut gedeihen sehen und gerade Jagdhunde, die viel zu leisten haben.
In der Stadt, wo einem alles zur Verfügung steht oder für Leute, die nicht zu sparen brauchen, wird die
Ernährung des Hundes keine Schwierigkeiten bereiten, aber auf dem Lande, da fehlt oft alles außer Kartoffeln
und Getreide resp. Mehl und Milch. Deshalb wird derjenige, der z.B. als Jäger mit einem Hunde viel reist,
diesen Punkt ins Auge fassen müssen, denn nichts bricht die Kraft und Ausdauer schneller als
Magenverstimmungen.
Man bedenke, dass das was man den Jungen im Mutterleibe tut, von großer Bedeutung für die ganze spätere
Entwicklung ist. Die Hündin ist mit knochenbildenden Stoffen in erster Reihe zu füttern, also mit guten
leichtverdaulichen Knochen. Hierbei sind alle Geflügelröhrenknochen streng zu meiden, wie überhaupt diese
dem Hunde nie verabreicht werden sollten, sie sind absolut unverdaulich, splittern in haarscharfen Teilen, die
sehr gerne den Darm verletzen und mehr wie einmal denselben durchstoßen haben; ein elender Tod ist die
Folge.
Man vermeide vor allen Dingen zu fett machende Nahrungsmittel, doppelt, wenn nicht die nötige Bewegung
Hand in Hand damit geht, so vor allem Kartoffeln und Polenta. Milch mit eingekochtem Mehl, Reis u.s.w. als
Zwischenmahlzeit ist sehr zu empfehlen ...

Ist der Hund ausgewachsen, so braucht man nicht mehr so bedenklich sein, ein ordentliches Fressen von
Fleisch und Reis, Haferschrot, Hafermehl ist das Beste, dahinein einmal Milch und Brot ist sehr zu empfehlen,
ebenso dem Fressen Gemüseabfälle beizumischen, z.B. Suppenkraut oder dergleichen.
Von Fleischresten kommen außer Abfällen nur noch Pferdefleisch in Betracht, welches aber häufig roh
verweigert wird.
Fische kann man ruhig füttern, wenn sie keine großen und starken Gräten haben, leben doch die ganzen
Eskimohunde fast ausschließlich hiervon.
Die Wirtshausabfälle sind ausgezeichnet, wenn man sie etwas aussucht und mit Reis aufkocht. Ich habe
jahrelang meine Hunde damit gefüttert ohne irgend welche Nachteile zu verspüren. Der Hund ist von Haus
nicht so zimperlich, er wird erst dazu gemacht.
Es fällt mir natürlich nicht ein, zu Aasfütterung oder dergleichen zu raten, nur möchte ich davor warnen, mit
den Hunden gar zu große Umstände zu machen und womöglich Nahrungstabellen aufzustellen, wo genau nach
Eiweißgehalt u.s.w. gefüttert wird.

Schädliche Nahrungsmittel sind stark gewürzte Speisen oder die Abfälle von den Seifen- u. Fettfabriken (Anm.
v. K. Eicke: u.a. Abdeckereien), die als Grieben in den Handel kommen, weil da aller Nährwert herausgezogen
ist; ebenso sind Sehnen Flechsen (Anm. v. K. Eicke: auch Sehnen) ungeeignetes Futter, natürlich nur, wenn
ausschließlich gefüttert; als Notbehelf einmal gegeben, bringt keinen Hund um.

Bei der Fütterung kommt also darauf an, wenn wir nochmals alles kurz zusammenfassen, in erster Reihe auf
Regelmäßigkeit in der Verabreichung, dann auf Abwechslung und zu guterletzt, dass das Fleisch als der
wichtigste Bestandteil nicht fehlt."

Aus: "Die Deutschen Hunde und ihre Abstammung" von Richard Strebel. München, 1904/1905

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Gruß
Kathi
Thema: Fertigfutter - was war früher?


 
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