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06.03.01 --
Tanja, Achim + Cyril
RE: Der grauvolle Tod, eines Staffs !!!!warum ich Vergleiche mit der Nazizeit kategorisch ablehne
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Liebe Sabine,
auch wenn es mir sonstwo raushängt hier immer gegen diese unseelige und grundfalschen Vergleiche mit der Nazizeit zu argumentieren, nun ein letzter Versuch, der mir eigentlich viel zu "persönlich" für dieses Forum ist.
Ich komme zumindest zum Teil aus einer Familie, die in der Zeit von 33 bis 45 nicht weggesehen hat. Dieser Teil war politisch eher konservativ bis politisch völlig uninteressiert. ABER sie waren vorher mit Menschen jüdischen Glaubens befreundet, hatten Geschäftsbeziehungen mit ihnen, lebten mit ihnen in einer guten Nachbarschaft. Und sie hatten keinerlei Anlass dieses zu beenden. Als die großen Diskriminierungen losgingen, spätestens bei der Prognomnacht, haben sie geholfen, wo sie konnten. Sie haben den Kauf von Tickets mit ermöglicht (wobei nur die jüngeren gehen wollten), die Älteren wollten nicht und lebten zum Teil versteckt weiter in Deutschland und wurden von meiner Oma als junges und naives Mädchen mit Lebensmitteln versorgt (ihre Familie besaß eine Metzgerei).
Die Versteckten, an denen meine Oma zum Teil sehr hing, wollten sich immer mit Geschenken bedanken, was sie ablehnte. Sie war auch anfangs tatsächlich zu naiv, um überhaupt zu kapieren, in welcher Gefahr sie sich da möglicherweise befand. Irgendwann konnte sie aufgrund der härteren Kontrolle, die Lebensmittel-Körbe nur noch an einem Ort ablegen, wo sie später abgeholt wurden. Brachte sie neue, fand sie in den alten Körben alte Bücher von Lessing, Goethe und anderen. Nun konnte sie sich gegen die Geschenke nicht mehr wehren.
Trotz allem kam es, wie es so oft kam. Die Menschenm wurden gefunden, deportiert und im Lager sofort vergast. Das hat sie natürlich erst nach Kriegsende erfahren.
Drei dieser alten Bücher hat sie mir geschenkt und sie stehen samt Widmung hier neben mir. Sie erinnern mich täglich und das sollen sie auch.
Und sie "sagen" mir oft, wenn ich in diesem Forum lese, dass wenn Menschen dieses millionenfache Grauen und die Gefahr, in die sich meine Oma begab, damit vergleichen, dass ein Hund erschossen wurde, dann haben diese Menschen die deutsche Geschichte nicht begriffen oder sich gar nicht erst mit ihr befasst, dann verharmlosen sie all das Grauen und das Leid und die Todesangst. Und dafür fehlt mir schlicht das Verständniss! Denn es ist eines jedes deutschen Staatsbürgers Pflicht, sich damit gründlich auseinanderzusetzen und so zu verhindern, dass dieses jemals wieder geschieht. Und wer das nicht getan hat, dem fehlen auch einfach die Vorraussetzungen Aussagen zu treffen, die behaupten, dass unsere Demokratie gefährdet sei. Und wer das getan hat, der fällt aufgrund der HVO`s solche Aussagen nicht.
Ende der Diskussion (von meiner Seite aus)
Viele Grüße
Tanja
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