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Hallo Susann,
hier kommt es drauf an, was ich bzw. Du unter einer konzentrierten und hochmotivierten Unterordnung verstehen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal mit meinem Hund länger als 10 Minuten am Stück Unterordnung gemacht habe... muß schon sehr lange her sein, wenn es überhaupt jemals der Fall war. Trotzdem haeb ich mit ihm bereits auf sehr hoher Ebene geführt und die Unterordnungsleistungen waren immer sehr gut und hochmotiviert... egal ob bei Hitze oder bei Regen...
Natürlich hängt es teilweise von Typ Hund ab, ob man ihn mit 45 Minuten Unterordnung überfordert oder schlicht langweilt... motivieren wird man ihn meiner Meinung nach nicht. Wenn ich mit meinem Hund auf dem Platz arbeite, dann verlange ich (und erhalte ich) 150% Aufmerksamkeit. Er schaut nicht nach links, nicht nach rechts, läßt sich durch nichts und niemandem stören und geht stark angespannt, jeden Moment bereit loszuschießen und das Spielzeug, welches für den Hund niemals berechenbar plötzlich losfliegt, zu ergattern. Diese Bestätigung (Spiel) kommt für den Hund völlig unvorbereitet, niemals nach Schema am Ende einer Übung oder am Ende der gesamten Unterordnung. Immer mittendrin, plötzlich und "aus dem Bauch" heraus.
Auf diese Art und Weise erhalte ich vom Hund eine hohe Arbeitsmotivation, ständige Anspannung, sehr hohe Aufmerksamkeit uns Konzentration... das ganze noch in Kombination mit Futterbestätigung, verbales Lob, Körperkontakt u.s.w., und man erreicht die beste Arbeitsstimmung auf dem Platz... der Hund WILL arbeiten (einige Hunde gehen lieber auf den Übungsplatz als auf die Hundespielwiese), und tut es auch mit einer unglaublichen Lernbereitschaft und einem ungebrochenen Arbeitswillen.
Nur: Diese Lernbereitschaft hält man nicht unbegrenzt lange. Ein Hund kann sich auf diese Art und Weise nach meiner Erfahrung höchstens 15 Minuten, wenn überhaupt, konzentrieren. Dann baut er ab und die Konzentration, Arbeitsbereitschaft und Lernfähigkeit nimmt ab. Zu diesem Punkt darf man in der Unterordnung NIEMALS kommen. Man sollte aufhören wenn es am schönsten ist, der Hund das Maximum an Aufmerksamkeit erreicht hat und dieses hält und er gerade motiviert arbeitet. Dann breche ich die Unterordnung ab, und laufe mit ihm spielend vom Platz. Vorteil: Der Hund wird beim nächsten mal wieder fordern, da er natürlich für seinen Geschmack noch nicht lange genug gearbeitet hat.
Den Hund runterzuarbeiten bis er nicht mehr kann (ist nach 45 Minuten zwangsläufig der Fall, egal ob man jetzt Gruppen-oder Einzelarbeit macht) wirkt sich negativ auf die Motivation aus. Der Hund verläßt nicht hochmotiviert den Platz, warum sollte er ihn das nächste Mal wieder hochmotiviert betreten??? Sicherlich kann man 45 Minuten Gruppenarbeit machen, der Hund lernt auch alles mehr oder weniger und wird irgendwann aus reiner Gewöhnung die Übungen ausführen. Aber eine hohe Lernbereitschaft und Arbeitsmotivation erreicht man dadurch nicht, ganz im Gegenteil.
Wenn der Hund in einer guten Lernstimmung ist, dann lernt er auch in 5 Minuten intensiver Einzelarbeit genauso viel wie andere Hunde in 45 Minuten Gruppenarbeit. Nur ist die Arbeit des motivierten Hundes in der Regel freudiger, schneller und auch in extremen Situationen (Hitze, Regen, Schnee) belastbarer.
Ich finde Gruppenarbeit ja nicht verkehrt... ganz im Gegenteil, für einige Hunde sogar sehr sinnvoll. Aber dann bitte nur ab und zu, kurz, und nach einem langen langen und intensiven Aufbau in der Einzelarbeit. Der Hund muß erstmal wissen was ein Kommando bedeutet, bevor man es unter Ablenkung einfordert. Auch ist es fast unmöglich, von einem jungen Hund in der Gruppe die ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen, da die Ablenkung durch die anderen Hunde einfach zu verlockend ist...
So, ich kann da jetzt noch viel mehr zu schreiben, aber ich hoffe, das was ich sagen wollte ist deutlich geworden...
Viele Grüße
Sören
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