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01.09.00 -- Rita

RE: Wo fängt Tierquälerei an?














Hallo!

Ich habe den Artikel gelesen und die Geschichte mit der Hundehaltung kam mir sehr bekannt vor.
Es gibt so viele Leute, die ihre Tiere / Hunde nicht artgerecht halten und auch ich habe vor einigen Jahren einen Schäferhund aus einer Zwingerhaltung geholt. Er war damals bereits 7 Jahre alt und davon hat sein Herrchen, Mitglied im SV, den Hund 2 Jahre ausgebildet und trainiert. Bis zu dem Zeitpunkt, als sich der Rüde, seiner Ansicht nach als 'Lusche' entpuppte, da er keinen Kampftrieb hatte. Viele seiner 'Hundesportfreunde' hätten ihm schon nahegelegt, er solle den Hund doch einschläfern, da er eh nicht zu gebrauchen wär, so sagte er mir.
Das 'Herrchen' hat es aber dann doch nicht übers Herz gebracht... und den Rüden dafür weitere 5 Jahre, ohne Gassis und ohne sich weiter groß um ihn zu kümmern, in einem kleinen Zwinger dahinvegetieren lassen.
Wenn der Rüde doch mal aus dem Zwinger kam und man ihn kurz aus den Augen ließ, dann ist er seinem Herrn weggelaufen.
Leute fingen ihn wieder ein und gaben ihn beim Tierheim ab und das Herrchen löste ihn wieder aus. Etliche Male war das so.
Dann habe ich durch Zufall davon erfahren, daß er wieder weggelaufen sei und so kam es, daß ich mich überzeugen wollte, ob er der Hund war, den ich herrenlos in unserem Ort umherlaufen sah.
Ich klingelte bei dem Besitzer. Der wußte selbst nicht, ob sein Hund im Zwinger war, eine Alkoholfahne schlug mir entgegen und ein kleiner Dackelmischling mit krummgewachsenen Krallen, der kaum noch richtig laufen konnte, bellte kurz und sah mich traurig an.
Im Garten sah ich den Schäferhund. Er befand sich im Zwinger. Aber der Anblick riß mir fast das Herz raus!
Als er uns sah, fing er an zu jaulen und zu weinen, rannte wie ein Verrückter die Zwingerwände hoch und tapste dabei in seine eigenen Hundehaufen, die seit Tagen nicht mehr entfernt worden waren.
Das 'Herrchen' hat ihn dann aus dem Zwinger gelassen und das Tier bettelte förmlich um Liebe und Zuneigung. Er wollte spielen und liebkost werden. Und er war so froh, daß sich endlich mal wieder jemand um ihn gekümmert hat.
Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, daß seine Augen stark vereitert waren und die Ohren auch. Er jaulte auf, wenn man ihn da anfaßte. Das Fell war stumpf und staubig und Unterwolle hing rundherum raus.
Eine eiternde Stelle war noch im Hüftbereich.
Das 'Herrchen' bot mir den Hund mit den Worten an:
"Den kannste haben. Kannste sofort mitnehmen. Ich weiß, daß er bei Dir in guten Händen ist."
Aber ich konnte ihn nicht sofort mitnehmen, weil wir selbst einen Rüden zu Hause haben und der ihn nicht geduldet hätte.
Ich konnte den Hund aber nur haben, wenn ich ihn für mich selbst haben wollte. Sonst würde er ihn mir nicht geben.
Das war eine schwierige Sache.
Ich habe den Rüden an jedem möglichen Tag geholt und abends wieder zurückgebracht. Mich viel mit ihm beschäfttigt, Fotos gemacht und einen Text dazu, in dem er ein neues Zuhause sucht. Das Ganze immer in totaler Anspannung, daß sein 'Herrchen' etwas davon mitbekommen könnte und alles wieder kaputtmacht.
Ich habe mich bei jemandem vom Tierheim und beim Tierarzt erkundigt. Man sagte mir, ich solle vorsichtig sein, denn solange ich das nicht schriftlich habe, daß mir der Hund gehört, solange kann er ihn immer wieder zurückfordern.
Ich habe gefragt, ob ich eine Anzeige machen kann. Dafür sollte ich noch Zeugen bringen, die gesehen haben, daß er Rüde von seinem Besitzer mißhandelt wurde.
Der Aufenthalt bei dem alten Besitzer zog sich so noch ca. 4 Wochen hin. Im Tierheim war er dann nochmal ca. 4 Wochen.
Er war auch nicht einfach zu vermitteln, weil er immer flitzen ging und dann auch nicht mehr hörte. Und er war sehr temperamentvoll, so daß es einige Leute, die ihn gerne gehabt hätten, aufgegeben hatten, weil sie nicht genügend Geduld hatten und er nicht so funktionierte, wie sie es sich gedacht hatten. Das war auch sehr traurig.
Die Nachbarn wußten, daß er geschlagen wurde, wenn er weggelaufen war. Aber es hat niemand etwas sagen wollen...
Mit Ach und Krach habe ich es geschafft,ihn in einem Tierheim unterzubringen, wo ich ihm ein schönes neues Zuhause vermitteln konnte. Ohne Zwinger und bei einem Rentner-Ehepaar mit Hundeerfahrung.
Da verbringt er jetzt seinen Lebensabend. Mit viel Geduld und Liebe hat ihm sein neues Herrchen beigebracht, nicht mehr flitzenzugehen. Und er hört jetzt auch sofort, wenn man ihn ruft.
Ich weiß auch, was jetzt in diesem Moment in einem vorgeht, wenn man so gerne helfen möchte, aber einem dabei die Hände gebunden sind.
So einfach, wie ich mir das gedacht hatte... so nach dem Motto: Ich zeige ihn an und dann müssen sie ihm den Hund einfach wegnehmen, wenn sie sehen, wie der zusteht...
so einfach war das nun gar nicht.
Ich bewundere immer die Orte, an denen man kompetente Fachleute im Rücken hat, die einem dabei helfen, so einem Hund darauszuhelfen.
Leider war das in unserem Fall nicht so.
Und ich mußte schon Angst haben, daß das 'Herrchen' etwas mitbekommt, durch das Gerede dritter Personen und er mir den Hund dann plötzlich nicht mehr gegeben hätte.
Aber ich würde auch in dem genannten Fall mit dem Schäferhund und dem Rottweiler nicht mehr anders handeln und wieder alles versuchen, die Tiere aus der schlechten Haltung rauszuholen und ihnen noch ein paar schöne Jahre zu ermöglichen.

Ganz doll die Daumen drück, daß das klappt!!

Hoffnungsvolle Grüße

Rita und Yalko



Thema: Wo fängt Tierquälerei an?


 
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