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02.01.01 -- Andrea Höger

Die Rolle des Alpha-Rüden bei der Erziehung der Welpen - oder wie diszipliniere ich meinen Hund richtig














Hallo an alle,

ich möchte an dieser Stelle gerne einmal etwas zum Thema "Wie diszipliniere ich meinen Hund richtig" beitragen.

Beobachtungen in einem Wildhundrudel

Der Alpha Rüde streifte ab und zu im Lager der Welpen umher (die bis dahin noch nie diszipliniert wurden) und suchte den Boden nach Futterbrocken ab. Wenn der Alpha-Rüde gerade an alten Fleischbröckchen herumnagte, interessierte das natürlich auch die Welpen. Einmal steuerte einer von ihnen unbekümmert auf den Rüden zu, während dieser beim Fressen war. Als der Welpe der Schnauze vom Rüden immer näher kam, zog dieser kurz die Lefzen hoch. Einen Moment lang blitzten die weißen, wehrhaften Eckzähne auf. Unbeeindruckt von dieser Drohung lief der Kleine weiter, dirket auf die Schnauze seines Vaters zu.
Ein kurzer Blick vom Rüden. Plötzlich riß der Alpha-Rüde sein riesengroßes Maul auf, direkt vor dem Gesicht des Welpen, und knurrte dabei bedrohlich. Zutiefst erschrocken fiel der Welpe zur Seite. Ein paar Momente verharrte der Welpe in der unbequemen Lage. Es dauerte aber nicht lange, und der Welpe war schon wieder auf den Beinen. Er warf noch einen kuzen Blick auf den Rüden und lief schließlich in die entgegengesetzte Richtung zu seinen Geschwistern.

Für einen vier Wochen alten Welpen, der es bis dahin gewöhnt war, sich überall im Lager frei bewegen zu können, muß es eine wirklich prägende Erfahrung gewesen sein, von dem Vater plötzlich so erschreckt zu werden. In diesen Tagen machten alle Welpen zum ersten Mal die Erfahrung, dass das Leben nicht nur aus Spielen, Fressen und Schlafen besteht, sondern dass es gewisse Spielregeln im Rudel gibt, an die man sich halten muß.

Auch die Mutter drohte bereits gegen die vier Wochen alten Welpen, allerdings nur dann, wenn die Welpen in ihrem unbekümmerten Eifer gar zu hektisch an ihre Schnauze stießen, wenn sie gerade beim Fressen war. Bei den anderen Rudelmitgliedern, inbesondere dem "Kindermädchen", hatten die Welpen noch absolute Narrenfreiheit.
Als die Welpen älter wurden, sammelten sie auch im Umgang mit den anderen Rudelmitgliedern solch "erschreckende" Erfahrungen (ca. 6 Wochen).

Einige klare Disziplinierungen haben ausgereicht, um bei den Welpen einen fest verwurzelten Respekt vor dem Alpha-Rüden einzuprägen. An dieser Stelle möchte ich aber unbedingt hinzufügen, dass die Art und Weise, wie der Rüde Grenzen setzte, den Welpen weder SCHMERZEN zufügte noch ihre junge Hundeseele in irgendeiner Weise PSYCHISCH überforderte - Fehler, die uns in der Erziehung unserer Haushundwelpen häufig unterlaufen. Der Rüde disziplinierte, indem er mit seinem Vorderkörper vorschnellte und direkt vor den Augen der Welpen sein riesengroßes, knurrendes Maul aufriß oder indem er mit seinem Maul kurz über die Schnauze des Welpen griff. Es war der Schrecken in Verbindung mit der jeweiligen Situation, der bei den Welpen eine tiefsitzende Lernerfahrung einprägte. Die Zähne vom Rüden bissen bei einer Zurechtweisung nicht in die Schnauze des Welpen, sondern berührten nur für einen Moment Nasenrücken und Schnauzenboden, ohne an diesen Körperstellen auch nur eine Druckstelle zu hinterlassen. Diese Disziplinierungen liefen natürlich nicht bewußt geplant im Gehirn des Rüden ab, etwa in der Form "Jetzt wird es aber mal wieder Zeit, die Welpen in ihre Schranken zu weisen". Es ist vielmehr so, dass bestimmtes Verhalten der Welpen, zum Beispiel den Alten beim Fressen stören, zwangsläufig eine abwehrende Reaktion des Rüden hervorruft.

Der Alpa-Rüde zeichnet sich aus durch sein souveränes Auftreten. Alleine sein würdevolle Haltung, sein selbstsicherer Gang und sein klarer Blick sind deutliche, unmißverständliche Botschaften an die anderen Rudelmitglieder. Diese Signale bewirken eine selbstverständliche Akzeptanz seiner Autorität, da die anderen bereits als Welpen gelernt haben, auf solche Körperbotschaften mit Respekt und Vorsicht zu reagieren. Der kräftig gebaute, sieben Jahre alte Rüde füllte die Rolle als Alpha-Rüde sehr angemessen aus. Er genoß uneingeschränkte Autorität im ganzen Rudel, ohne dass er laufend irgendwelche Demonstrationen von körperlicher Gewalt zeigen mußte. Über Jahre hinweg war der Rüde nie in eine Auseinandersetzung verwickelt. Er war der ruhende Pol, der das ganze Rudel zusammenhielt.

Die einprägenden Erfahrungen, die sie als Welpen machten, halten das ganze Leben an. Die meisten Begegnungen zwischen Welpen und Adulten sind bestimmt durch ausgelassenes Spiel, fürsorgliche Pflege und anderen emotional positiv getönten Formen der Kontakaufnahme. Auf diese Weise lernen die Welpen alle Mitglieder des Rudels kennen und bauen zu jedem einzelnen eine individuelle, vertrauensvolle Beziehung auf. Im täglichen Umgang mit den Großen werden die Welpen und späteren Junghunde Stück für Stück in das Rudel integriet.
Zurechtweisungen sind allerdings nur ein ganz kleiner Teil von dem, was Welpen im täglichen Umgang mit den erwachsenen Rudelmitgliedern erleben.

Viele Grüße Andrea
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